Krieg gegen die Taliban: Alarmstimmung in Pakistan
Pakistans Regierung schließt alle Schulen und Universitäten. Die Offensive in den Bergen könnte "länger dauern als angenommen", sagt das Militär. Der Einsatz stockt, je näher er den Bergen kommt.
ISLAMABAD dpa/rtr/afp | Einen Tag nach einem Selbstmordanschlag auf die Internationale Islamische Universität von Islamabad hat Pakistans Regierung die vorübergehende Schließung aller Bildungseinrichtungen des Landes angeordnet. Wie pakistanische Medien gestern berichteten, bleiben Schulen und Universitäten aus Sicherheitsgründen bis Anfang der kommenden Woche geschlossen.
Am Dienstag hatten zwei Selbstmordattentäter in einem Universitätscafé und in der Fakultät für islamische Rechtslehre sechs Menschen mit in den Tod gerissen. Das Innenministerium hatte die Taliban für die Tat verantwortlich gemacht, gegen die das Militär seit Samstag eine Großoffensive in deren Hochburg Südwasiristan führt. Rund 25.000 Soldaten, Paramilitärs und Polizisten stehen dabei etwa 10.000 Taliban gegenüber.
Mit Hubschrauberangriffen im Grenzgebiet zu Afghanistan ging diese Offensive gestern weiter. Die Kampfhubschrauber hätten die Taliban-Hochburgen Makeen und Ladha ins Visier genommen, teilten Sicherheitskräfte mit. In der seit einigen Tagen umkämpften Stadt Kotkai kam es erneut zu heftigen Gefechten. Seit Beginn der Offensive am Samstag sind nach pakistanischen Angaben 90 Taliban und 13 Soldaten getötet worden.
Die Regierungstruppen waren bei ihrem Vorstoß zunächst auf wenig Widerstand gestoßen. Je mehr sich die Einheiten jedoch den Rebellenhochburgen in den Bergen nähern, desto erbitterter werden die Kämpfe. Grund sei unter anderem das schwierig zu erreichende und gefährliche Kampfgebiet, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Sicherheitskreisen. "Die Soldaten kommen nur langsam voran und festigen nur allmählich ihre Positionen." Die zunächst auf sechs bis acht Wochen angesetzte Offensive könne daher "länger dauern als angenommen".
Gleichzeitig forderte das pakistanische Militär die Nato-Einheiten in Afghanistan auf, die Grenze abzuriegeln, um das Eindringen von Extremisten und den Schmuggel von Waffen zu verhindern. Pakistanische Medien hatten zuletzt berichtet, Nato-Einheiten hätten vermehrt Posten auf der afghanischen Seite der Grenze verlassen. Daher würden vermehrt Aufständische nach Pakistan einsickern.
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