Kreuzberg: Wieder obdachlose Roma im Görlitzer Park
Seit Anfang August leben etwa 50 Roma im Görlitzer Park. Ihre Wohnungen wurden gekündigt.
Eine Gruppe Roma aus Rumänien haust seit Anfang August unter dem Dach eines Cafés im Görlitzer Park in Kreuzberg. Zuvor hatten sie in zwei Wohnungen in der Genthiner Straße in Tiergarten gewohnt. Der Vermieter „Humanitas Hilfe Berlin-Brandenburg e. V.“ hatte nach Angaben des Vorstands Lutz Thinius das Mietverhältnis der Roma aufgrund von Überbelegung nicht verlängert. Derzeit versucht der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, eine Lösung für die obdachlosen RumänInnen zu finden.
Pavao Hudik, Psychologe und Leiter des Projekts Wanderarbeiter im Berliner Verein Südost Europa Kultur, steht in Kontakt mit den RumänInnen. Unter den rund 50 Roma seien etwa 20 Kinder. Die zwei Wohnungen in der Genthiner Straße seien 2009 in einem desolaten Zustand vermietet worden. „Sie haben mir erzählt, dass der Vermieter eine andere Wohnung in Spandau in Aussicht gestellt hat.“ Die Familien hätten die Wohnung gewollt, doch der Vermieter habe plötzlich abgelehnt. Aufgabe des Vereins sei es gewesen, den Kontakt zum Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg herzustellen.
Franz Schulz (Grüne), Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, teilte mit, die Zuständigkeit liege beim Land. Man suche aber nach Lösungen.
Thinius sieht das Problem bei den Roma: „Sie haben die Wohnung in Spandau abgelehnt“, erklärte er am Freitag. In der Genthiner Straße hätten sie sich schlichtweg nicht benommen. Anwohnern zufolge seien immer wieder Windeln aus den Fenstern geworfen worden. In jeder der zwei 3-Zimmer-Wohnungen hätten 30 Roma übernachtet. Humanitas habe die Wohnungen eigentlich sanieren wollen und sie erst nach mehrmaliger Bitte für 550 bzw. 600 Euro vermietet.
Vor etwa einem Monat hatte stern.de berichtet, Humanitas miete Wohnungen, die für den allgemeinen Wohnungsmarkt in einem zu schlechten Zustand seien, und vermiete sie dann zu überteuerten Preisen an Roma weiter. So sei eine Wohnung in der Genthiner Straße für 410 Euro gemietet und 600 Euro weitervermietet worden.
Im Görlitzer Park fanden sich gestern lediglich einige Matratzen und Plastiktüten. Die Inhaber des Cafés wollten sich nicht äußern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an