Kreistagsmitglied leugnet Holocaust: Antifa stellt NPD-Mann bloß
Im sächsischen Kreistag gibt sich der Tino Felgner von der NPD bieder. Im Internet träumt er nach Informationen der Antifa Freiburg vom Mord an "Volksverrätern".
HAMBURG taz | Seit zwei Jahren sitzt Tino Felgner im Kreistag Mittelsachsen. In dieser Zeit fiel der Abgeordnete der rechtsextremen NPD nicht groß auf: Keine Polemiken, keine Provokationen, heißt es aus dem Landratsamt in Freiberg. In einem Szeneportal im Internet leugnet der 46-Jährige jetzt allerdings den Holocaust und möchte gern den "Abzug betätigen", um die "Volksverräter auszulöschen", die nicht seiner Meinung sind.
Bei der Kommunalwahl 2008 gelang es der sächsischen NPD um den Fraktions- und Landesvorsitzenden Holger Apfel, in alle Kreistage einzuziehen. Die Rechten stellten sich fortan erfolgreich als sozial engagiert und lokal interessiert dar. Felgner selbst wirkt auch jetzt noch im Kreisrat brav und bieder.
Doch im nationalsozialistischem Privatforum auf dem rechtsextremen Internetportal Thiazi leugnete er unter dem Namen "Saxus" wiederholt den Holocaust. Das hat jetzt die Autonome Antifa Freiburg herausgefunden, der es gelungen ist, das Thiazi-Forum zu hacken. Es gilt als das größte rechtsextreme Szeneportal.
Am 6. November 2008 schreibt Felgner in dem Forum: "Fragen, die sich kritisch auf den Holowitz beziehen, werden mit an Frechheit grenzender Selbstherrlichkeit durch ,unsere Kanzlerin' abgeschmettert." 2009, am 2. Juli, führt er aus: "Es gibt keine historischen Fakten zur ,Kriegsschuld' und zum ,Holo!'. Diese historischen Lügen als ,Faktum' anzuerkennen, bedeutet Verrat an unserem Volk." Am 23. August 2010 folgt: "renne weiter dem Lügengespinst HOLO hinterher. Und immer schön daran denken: stets bereit zur Betroffenheit!"
Seit 2008 verfasste Felgner alias "Saxus" über 2.000 Beiträge, berichtet die Autonome Antifa Freiburg. Im Thiazi-Forum schwärmt Felgner auch von seiner DDR-Zeit als Bahnpolizist, in der es für ihn ein "Festtag" war, wenn sie einen "Mosi" (Mosambikaner) wegen Schwarzfahrens erwischten und mit "Teleskopi" (Teleskopschlagstock) misshandelten. Im Kreistag hingegen zeigt sich Felgner weniger engagiert.
"Er hat keine Anträge gestellt und auch keine schriftlichen Anfragen an die Verwaltung", sagt ein Landratssprecher. Im Internetforum Thiazi legt der NPDler sein Politik- und Parlamentsverständnis dar: "Den rechten Arm zur Sonne ist schön, aber im Volke unangebracht. Lernen wir, die ,Demokratie' für uns zu nutzen! Wir haben nicht die Möglichkeit der Kampfjahre, wir müssen uns den (…) Umständen anpassen (…). Und dazu gehört es, ,Wolf im Schafspelz' zu sein."
"Er ist eine typisch graubraune Maus", kommentierte Kerstin Köditz von der sächsischen Landtagsfraktion Die Linke das Gebaren Felgners. Köditz ist wenig vom "Doppelgesicht" des NPDlers überrascht. In der NPD gäben sich viele "bieder, haben aber das Feuerzeug zum Zündeln schon in der Hand".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu