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Kreis geschlossen

Where the Blues Began: Aki Takase und Fred Frith unternehmen am Mittwochin der Fabrik eine avantgardistische Reise zu den Ursprüngen des Jazz

Aki Takase und Fred Frith – bei diesen Namen denkt man zuerst an Avantgarde, Kunstmusik, Grenzbereiche. Weniger nahe liegend scheint diesen Musikern der Blues. Gerade der aber steht im Zentrum des Projekts, das die Pianistin Akase derzeit mit dem Gitarristen Frith präsentiert. Dabei geht es weit zurück in der Musikgeschichte: bis an den Beginn des 20. Jahrhunderts, da Blues, Jazz, Gospel, selbst Folk noch eins waren.

Damals, als sozusagen die Ursuppe der (westlichen) Popmusik, wie wir sie heute kennen, kochte und Straßenmusik fester Bestandteil in manchem (afro-) amerikanischen Alltag war, entstand dank des aufkommenden Radios ein ursprüngliches Star-tum. Musikanten waren nun nicht mehr nur unmittelbaren Zuhörern bekannt, sondern avancierten zu medialen Berühmtheiten.

So etwa W. C. Handy. Dieser hatte zwar seine Ideen, wie er stets zugab, auf den Straßen der Ghettos aufgeschnappt. Die Konsequenz im Ausarbeiten und Verbreiten seiner Songs indes war ihm eigen. Handy war ein früher moderner Songwriter, dessen bisweilen Kinderliedern ähnelnden Klassiker bis heute gespielt werden. Einer davon gab dem Projekt von Takase und Frith den Namen: „St. Louis Blues“.

Das Tolle an Takases Begegnung mit den Jazz-Anfängen ist, dass sich dabei ein Kreis schließt: Eloquent wird das historische Material bearbeitet, Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen: Ragtime kommt so lebendig daher, als wäre er zeitgenössische Tanzmusik; der vermeintlich musikalisch simple Blues dient zum Ausgangspunkt für angeregte Konversationen, in deren Verlauf beschwingte Melodien zu tieftraurigen Themen werden; und die Dekonstruktion des Oldtime Jazz beschwört die Geister Eric Dolphys und Charles Mingus‘.

Das ist cool und klingt gelegentlich wie eine abgefahrene Version jenes Swing, wie er vielen aus Robert Altmans Kansas City bekannt sein dürfte. Und im Übrigen wird dabei auch noch klar, dass der Blues längst noch nicht zu Ende erzählt ist. Der Rückgriff auf eine Tradition führt eben nicht automatisch zum stumpfen Klischee. Aki Takase weiß den Blues zu spielen: in vollster Kenntnis seiner Tradition und seines Vokabulars vergisst sie nie, dass er vor allem eins will: trösten.

Gerd Bauder

Mittwoch, 20 Uhr, Fabrik

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