piwik no script img

Kranksein auf dem Flur

■ Auf den Kinderstationen hat der Bettennotstand wieder Saison

Mamas auf Klappliegen, Papas auf Stühlen und Kinder, die auf den Fluren schlafen: Auf Hamburgs Kinderstationen herrscht Bettennotstand. „Seit Anfang des Jahres sind alle Kinderkrankenhäuser komplett ausgelastet“, sagt Professor Frank Riedel, ärztlicher Direktor des Altonaer Kinderkrankenhauses.

Christina Stork, stellvertretende Geschäftsführerin des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift, hat gerade die Belegungslisten ausgedruckt: 107 Prozent. Das Problem hat jedes Jahr um diese Zeit Saison: Immer im Feb- ruar ist die Auslastung der Kinderabteilungen besonders hoch. „In dieser Jahreszeit kommen Infekte wie Bronchitis, Durchfall und Lungenentzündung sehr häufig vor“, sagt Riedel. Diesmal sei es besonders schlimm, für Riedel ein Zeichen, „dass in Hamburg keine weiteren Betten in der Kinderheilkunde abgebaut werden dürfen“.

Gerüchten zufolge sollten 46 pädiatrische Betten gestrichen werden. „Die Zahl ist überholt“, sagt Stefan Marks, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Die Behörde sei diesem Vorschlag eines Gutachters 1998 nicht gefolgt. Für Marks ist es ohnehin übertrieben, aus der derzeitigen Situation eine Diskussion über Betten abzuleiten: „Die durchschnittliche Belegungsqudote hat 1998 bei 87 Prozent gelegen, und selbst im Spitzenmonat Februar lag sie unter 90 Prozent.“ Für 1999 lägen die endgültigen Zahlen noch nicht vor, seien aber sicher nicht höher.

Es fehlt jedoch nicht nur an Betten, sondern auch an Personal – auch deshalb, weil Ärzte und Schwestern sich bei den Kindern anstecken. Im Wilhelmstift gibt es bereits Urlaubsstopp. Hier denkt man über flexible Lösungen nach: „Vielleicht könnte man eine zusätzliche Winterstation schaffen“, schlägt Stork vor. Oder die Mitarbeiter könnten im Winter mehr arbeiten und dafür weniger im Sommer: „Da sind wir manchmal nur zu 70 Prozent ausgelastet.“ san

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen