Krankgespritzt

■ Ruderin Christiane Weber K.o

Eine unglücklich gesetzte Spritze gegen Ischiasbeschwerden bedroht die Karriere der Hamburger Ruder-Weltmeisterin Christiane Weber. Statt Linderung der Schmerzen sorgte die Behandlung vor drei Wochen bei der 33jährigen Grundschullehrerin für Lähmungserscheinungen im linken Bein. Offenbar habe der Orthopäde versehentlich den Nerv getroffen, vermutet die Skullerin. Nach der Spritze hat Christiane Weber das Training noch nicht wieder aufnehmen können. „Ich kann kaum sitzen, schlafe nachts schlecht und habe kein Gefühl im linken Fuß“, sagt die Weltmeisterin im Leichtgewichts-Doppelzweier.

Auf dem Heimweg von ihrem Orthopäden war Christiane Weber damals beim Aussteigen aus dem Taxi schwer gestürzt, weil ihr linkes Bein bis zur Hüfte plötzlich gelähmt war. Die Lähmungen hielten ein ganzes Wochenende an. „Angeblich kommt das bei diesen Spritzen in einem von tausend Fällen vor. Aber ich hatte Panik, weil der Arzt nicht erreichbar und ich völlig hilflos war.“ An der Qualifikation des Arztes hat sie zwar keinen Zweifel, „aber ich werfe ihm vor, daß er sich nicht die Zeit genommen hat, mich auf die möglichen Folgen hinzuweisen.“ Dann wäre ihr wenigstens der fatale Sturz erspart geblieben, der ihr Leiden noch verschlimmerte.

Nun bangt Christiane Weber, die seit kurzem mit der Essenerin Kathrin Namyslo in einem Boot sitzt, auch um ihre WM-Fahrkarte. Denn eine Woche vor dem letzten Ausscheidungswettbewerb, den Deutschen Meisterschaften in Duisburg, wird ein Start immer unwahrscheinlicher. Sie glaubt nicht, daß der Deutsche Ruder-Verband wegen ihres Mißgeschicks seine Nominierungskriterien für die Weltmeisterschaft ändert und ihr eine spätere Qualifikation gestattet.

Zusätzlich wollte Christiane Weber in Duisburg auch im Leichtgewichts-Einer starten und war optimistisch: „Ich wollte beide Rennen gewinnen.“ Die Aussichten standen gut: In beiden Booten ist die Skullerin, die erst im Alter von 27 Jahren mit dem Leistungssport begonnen hatte, in diesem Jahr noch ungeschlagen. 1996 stehen die Leichtgewichte in Atlanta/Georgia immerhin erstmals auf dem olympischen Programm.

Niemand hat Christiane Weber bislang mit Sicherheit sagen können, ob sie überhaupt wieder ins Boot steigen kann. Nach drei Wochen Zwangspause hat sie bereits abgenommen, weil sich ihre Muskulatur zurückbildete. Wenn es mit dem Rudern in dieser Saison nichts mehr wird, will sie wenigstens bald so gesund werden, daß sie noch in diesen Schulferien Urlaub machen kann. Schließlich warten am 16. August die Schüler in Hamburg-Volksdorf wieder auf ihre Lehrerin.

dpa