Nachgezählt: Kranke BremerInnen
■ Krebsregister: Mehr Engagement und Information sind in Bremen nötig
In Bremen sterben jährlich rund 2.000 Menschen an Krebs. Um Klarheit über die Krankheits-ursachen zu bekommen, gibt es seit zwei Jahren das Bremer Krebsregister. Gestern stellte Gesundheitssenatorin Hilde Adolf (SPD) erste Ergebnisse vor und warb für mehr Information in der Bevölkerung.
Wie funktioniert dieses Register? Erkrankt in Bremen ein Patient an Krebs, so kann sein Arzt einen Meldebogen mit den Daten des Patienten an die so genannte „Vertrauensstelle“ bei der Kassenärztlichen Vereinigung schicken. Dort werden die Daten getrennt. Persönliche Angaben bleiben aus datenschutzrechtlichen Gründen bei der Vertrauensstelle, Angaben zur Diagnose und zum Verlauf der Krankheit werden zur statistischen Auswertung an die „Registerstelle“ im Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) weitergeleitet. Dort werden sie dann für Ursachenforschung benutzt.
Da sich die Bremer Gesetzgeber gegen eine Meldepflicht entschieden, kann das Ganze nur im Einverständnis mit dem Patienten geschehen. Das hat einerseits den Vorteil, dass die registrierten Daten eine hohe Qualität aufweisen, andererseits ist das Krebsregister somit ausschließlich auf freiwillige Unterstützung angewiesen.
Die große Mehrheit der PatientInnen ist dabei sehr kooperativ, von 1.000 Befragten äußern jeweils nur ein oder zwei Bedenken. Das Problem liegt derzeit vor allem am Zeit- und Personalmangel der Kliniken und Arztpraxen. Insgesamt engagieren sich jedoch immer mehr ÄrztInnen in zunehmendem Maße, so dass das Register nach zwei Jahren schon eine Vollständigkeit von immerhin 30 Prozent aufweist, sprich: Rund ein Drittel aller in Bremen vorkommenden Krebserkrankungen sind bereits erfasst.
Das Register kann aber noch nicht als repräsentativ gelten, da beispielsweise besonders viele DermatologInnen Daten weitergeben, während ÄrztInnen anderer Fachbereiche sich bisher weniger beteiligen. Das erste Etappenziel ist zwar geschafft, im Durchschnitt dauert es jedoch rund fünf Jahre und noch eine Menge mehr Mobilisierung der ÄrztInnen, bis die für die Wissenschaft erforderliche Vollständigkeit von mindestens 95 Prozent erreicht ist. „Das Wissen und die Diskussion über das Krebsregister sollten viel mehr in den Alltag der normalen Bevölkerung integriert werden.“, forderte die Leiterin der Vertrauensstelle Dr. Ulrike Marquardt. Auf der einen Seite würde das der Vervollständigung der Daten dienen, auf der anderen Seite wünschten sich gerade die Betroffenen mehr „außermedizinische“ Gespräche über Krebs. Hanna Domeyer
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