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Krach in der Großen Koalition

■ De Maiziere muß schlichten / Regierung sieht keine Koalitionskrise / SPD gegen Bonner „Hoppla-Hopp- Politiker“ / Auch Gewerkschaften machen Schwierigkeiten / Gespräche bisher ergebnislos

Berlin (dpa/taz) - Lothar de Maiziere muß nun schlichten. Angesichts der zunehmenden Kritik der Sozialdemokraten an den bisherigen Verhandlungsergebnissen zum Staatsvertrag hat er sich entschlossen, persönlich über noch offene Fragen auf einer Sitzung der SPD-Volkskammerfraktion zu sprechen. Die Krisensitzung sollte am Dienstag abend anberaumt werden, hieß es in Parteikreisen.

Der SPD-Parteivorstand hatte am Vortag die sofortige Einberufung des Koalitionsausschusses gefordert. Regierungssprecher Matthias Gehler vertrat am Rande einer Volkskammersitzung die Auffassung, von einer „Koalitionskrise“ könne keine Rede sein. Einige Äußerungen und Berichte zu diesem Thema seien überzogen.

Während einige SPD-Abgeordnete der Meinung sind, ihre Partei müsse „die Koalitionsfrage stellen“, falls es keine sozialen „Nachbesserungen“ unter anderem für Rentner gebe, gibt es bei den Sozialdemokraten auch zurückhaltendere Beurteilungen.

Ein Regierungsmitglied der SPD meinte am Dienstag in Berlin, daß Ganze sei nicht ein „Test auf die Tragfähigkeit der Koalition“, sondern das ernste Bemühen, soziale Verbesserungen für die DDR-Bürger beim Weg zur deutschen Einheit zu erreichen.

Auch die Gewerkschaften machen der Regierung wegen des Staatsvertrages arge Schwierigkeiten. Die DDR-Regierung hat zugestanden, den Gewerkschaften des Landes den fertigen Staatsvertrag mit Bonn bis zum 15. Mai vorzulegen und in einem weiteren Gespräch zu versuchen, die verhärteten Fronten zu klären. Das kündigte der Chefunterhändler Günther Krause nach einem Treffen mit 19 Einzelgewerkschaften an.

Ein Gespräch zwischen Ministerpräsident de Maiziere und der FDGB-Vorsitzenden Mausch war am Montag bereits ohne greifbare Ergebnisse verlaufen.

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