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Kostenlose Tampons und Binden in SchulenDer Bremer Weg

Bremen hat den kostenlosen Zugang zu Menstruationsprodukten in Schulen getestet. Auch in Hamburg haben SPD und Grüne das Thema entdeckt.

Hat im Bremen pro Schule und Monat 30 gekostet: Tampon-Spender Foto: Swen Pförtner/dpa

Hamburg taz | Menstruationsprodukte sind teuer. Während es in Schottland schon seit 2021 kostenlose Artikel per Gesetz an allen Schulen gibt, müssen menstruierende Schü­le­r*in­nen sich in Deutschland noch überwiegend selbst versorgen. Einige deutsche Städte haben aber bereits begonnen, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen und Pilotprojekte zu starten. So auch Bremen. Von November 2022 bis zu den Osterferien 2023 gab es fünf Monate lang an sieben Bremer Schulen kostenlose Tampons und Binden.

In Hamburg sucht man nach solchen Angeboten bislang vergeblich. In einem Bürgerschaftsantrag forderten SPD und Grüne Ende Mai nun auch für Hamburg eine solche Testphase für das kommende Schuljahr, ab August.

Die Hamburger Linke übt Kritik an dem Antrag – schließlich hatte die Fraktion die kostenlosen Menstruationsprodukte in öffentlichen Räumen schon vor über anderthalb Jahren gefordert. Cansu Özdemir, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion in der Bürgerschaft, findet den Antrag „frech und frustrierend“, da man die Maßnahmen schon längst hätte umsetzen können. So heißt es in einer Pressemitteilung vom Juni.

Zwar ist 2020 in Deutschland die Mehrwertsteuer auf die Hygieneprodukte von 19 Prozent auf 7 Prozent gesenkt worden, aber teuer sind die Binden, Tampons und Co. trotzdem. Sicher zu menstruieren, muss man sich leisten können. Ein Beispiel: Aktuell kostet eine Packung Tampons mit rund 16 Stück in der Drogerie zwischen zwei und drei Euro. Hält sich die menstruierende Person an die Empfehlung der Hersteller, also wechselt sie den Tampon mindestens alle sechs Stunden, verbraucht sie bei einer durchschnittlichen Blutung von fünf Tagen um die 20 Tampons.

Positive Bilanz in Bremen

Hochgerechnet aufs Jahr kostet die Menstruation die Person also über 45 Euro – zusätzliche Binden und Schmerzmittel von der Rechnung ausgenommen. Zudem verläuft die Periode bei jeder Person anders – und lässt sich darum schwer auf eine Kostenpauschale herunterbrechen.

Wie wichtig der Zugang zu kostenlosen Periodenprodukten aber wäre, zeigt sich beim Blick auf die repräsentative Online-Umfrage der Organisation „Plan International Deutschland“ aus dem Jahr 2021: Für 23 Prozent der Befragten stellten die monatlichen Ausgaben für die Periode eine finanzielle Belastung da. Ein Viertel versuche aus diesem Grund, möglichst wenige Produkte zu verbrauchen. 12 Prozent zögere das Wechseln von Tampons und Einlagen heraus – dadurch kann das Risiko für Infektionen steigen. 70 Prozent der 16- bis 24-Jährigen gaben an, dass sie sich besser mit Periodenprodukten versorgen könnten, wenn sie günstiger wären.

Auch die Hamburger Bürgerschaft bezieht sich in ihrem Antrag auf die Zahlen und schreibt: „Diese Umfrage steht exemplarisch für ein bisher nicht sehr im Fokus stehendes Thema, mit dem junge menstruierende Menschen allein im Schulalltag sein können.“ Es gehe mit den kostenlosen Produkten in weiterführenden und berufsbildenden Schulen nicht nur um die finanzielle Entlastung der Schüler*innen, sondern auch darum, „schamvoll erlebte Situationen“ durch fehlende Produkte zu vermeiden.

Sind die Zeiten, in denen menstruierende Teenager Tampons und Binden aufgrund von Scham wie illegale Drogen im Klassenzimmer austauschen müssen, durch das kostenlose Angebot weitgehend vorüber?

Zumindest in Bremen fiel das Urteil nach der Pilotphase positiv aus: „An allen Schulen wird das Projekt gut angenommen und von den Schülerinnen und Lehrerinnen begrüßt“, heißt es in einer Mitteilung der Bremer Bildungssenatorin ­Sascha Karolin Aulepp (SPD). Mit dem Projekt sollte vorerst ausgelotet werden, wie der Bedarf der Schü­le­r*in­nen aussieht und wie sehr die Produkte nachgefragt werden. Die Periodenartikel gab es in dem Zeitraum entweder über Automatenspender oder das Sekretariat hat Tampons und Binden herausgegeben.

Pilotprojekt für Hamburg gefordert

Wie soll es in Bremen nun weitergehen? Drei Schulen wollen die kostenlose Ausgabe durch das Sekretariat auch weiterhin fortführen, heißt es in der Mitteilung. Man wolle laut Bildungsressort in Zukunft an allen Schulen kostenlose Menstruations- und Hygieneprodukte bereitstellen. Dabei überlasse man es den Schulen, wann und wie sie das umsetzen.

Hamburg ist hingegen noch längst nicht so weit. SPD und Grüne fordern, dass ein Pilotprojekt ab August an bis zu 20 Schulen umgesetzt wird. Dafür sollen Automaten auf den Toiletten bereitstehen, die die Schü­le­r*in­nen nutzen können. So soll auch über Erkrankungen wie Endometriose aufgeklärt werden. Der Senat könnte sich an bisherigen Projekten von Schü­le­r*in­nen­ver­tre­tun­gen orientieren, heißt es in dem Antrag.

Diversitäts-AG sorgt für Automaten

So gibt es am Gymnasium Altona seit April drei Automaten mit kostenlosen Menstruationsprodukten. Dafür hatte sich die Diversitäts-AG der Schule eingesetzt und über die Stiftung Bildung die Automaten und eine erste Befüllung finanzieren können. Die AG hat eine Pfandsammelbox für Plastikflaschen in der Eingangshalle aufgestellt, um weiterhin Geld zu sammeln und die Befüllung so sicherzustellen.

Nicht nur in Schulen werden die Produkte benötigt. Die Hamburger Universität hatte im Wintersemester ebenfalls ein Pilotprojekt gestartet und gratis Tampons und Binden auf den Toiletten an 15 Standorten der Uni bereitgestellt.

Teuer wäre der freie Zugang zu den Menstruationsartikeln für die Städte wohl kaum, wie die Pilotphase in Bremen zeigt: Dort kosteten die Produkte laut Mitteilung der Bildungssenatorin je Schule maximal 30 Euro im Monat. Cansu Özdemir von der Linksfraktion sagt darum: „Für Hamburg sind das Peanuts.“ Sie fordert die schnelle Umsetzung des Angebots.

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