Kosovo: Westen wirbt um das Ja Moskaus
Kosovo-Albaner lehnen Kompromißangebot des Westens über den Status der abtrünnigen serbischen Provinz ab
SPLIT taz Die Reaktionen auf die jüngsten Vorschläge der USA, Frankreichs und Großbritanniens in bezug auf neue Verhandlungen über den Status des Kosovo haben unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Sowohl die UN-Mission im Kosovo wie auch der Präsident des Kosovo, Fatmir Seidiu, warnten vor weiteren Verzögerungen. Gleichzeitig erklärte der US-Botschafter bei der UN, Zalmany Khalilzad, angesichts der russischen Hinhaltepolitik und der Drohung, ein Veto im UN-Sicherheitsrat einzusetzen, um eine Resolution über den Status des Landes zu blockieren, könnte auch eine Entscheidung am UN-Sicherheitsrat vorbei getroffen werden. "Wir wollen vorwärts kommen, entweder im Weltsicherheitsrat oder anders," sagte Khalilzad nach Angaben der New York Times. Schon einmal entschied die Nato in bezug auf das Kosovo am Weltsicherheitsrat vorbei. Mit dem Beschluss begann im März 1999 der Bombenkrieg gegen Serbien.
Trotz dieser Drohung gehen die diplomatischen Bemühungen weiter, Rußland ins Boot zu holen. In dem zum vierten Mal überarbeiteteten UN-Resolutionsentwurf verzichten die drei genannten Staaten auf einen Passus, nach dem der Plan von UN-Vermittler Martti Ahtisaari für eine begrenzte Unabhängigkeit Kosovos von Serbien automatisch greifen würde, sollte es bei neuen Gesprächen zwischen Albanern und Serben nicht innerhalb von 120 Tagen zu einer Einigung kommen. Rußland habe den Vorschlag nicht von vornherein abgelehnt, erklärten diplomatische Quellen. Das Papier wurde am Freitag den Ratsmitgliedern zugeleitet, einen Termin für eine Abstimmung im Sicherheitsrat gibt es noch nicht.
Doch die Zeit drängt, denn die Unruhe in beiden Volksgruppen wächst. Im Norden Kosovos an der Grenze zwischen serbisch und albanisch besiedelten Gebieten kam es am Wochenende zu Scharmützeln zwischen bewaffneten Männern und der Kosovo-Polizei, die Männer trugen eine serbische Polizeiuniform.
Auf albanischer Seite bereiten sich Extremisten der früheren Befreiungsarmee UCK auf einen bewaffneten Konflikt vor. Albanische UCK-Führer aus Mazedonien boten den Kosovaren 12 000 Mann zur Unterstützung für ihren Kampf an. Offenbar sind sich alle politischen Parteien der Kosovo-Albaner einig, dass neue Verhandlungen zu nichts führen und die Unruhe auf beiden Seiten steigern werden. Der Ahtisaari-Plan sei ein Kompromiß, dem man schweren Herzens zugestimmt habe, erklärten Politiker aller Parteien. Sie fordern eine schnellstmögliche Entscheidung über den Status des Kosovo.
Veton Surroi, prominenter Verleger und Mitglied des Vehandlungsteams, rief die westlichen Mächte auf, den Einfluß Rußlands auf Europa zu begrenzen und nicht zu erlauben, historische Entscheidungen zu blockieren. Er warnte, die kommenden Verhandlungen könnten benutzt werden, Vorschläge über die Teilung Kosovos entlang ethnischer Linien zu unterbreiten. Damit zielte Surroi auf ein Statement des französischen Aussenministers, Bernard Kouchner, der eine Teilung des Kosovo erwogen hatte.
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