■ Kosovo: Die Demilitarisierung der UÇK stößt auf Widerstände: Zerreißprobe für die Befreiungsarmee
Der Aufbau des international verwalteten Kosovo bleibt ein großes Experiment. Die Grundlage der Politik der internationalen Verwaltung, die UN-Resolution 1244, klingt zwar gut und gibt gar viele konkrete Vorgaben – ob diese jedoch in allen Punkten erfüllt werden kann, steht noch in den Sternen.
Die Sichtweise aller albanischen Fraktionen, der Aufbau des Kosovo sei als „Prozess“ zu sehen, wird weder von Belgrad noch von den internationalen Institutionen geteilt. Das gäbe den Wünschen der albanischen Bevölkerung zu weit nach – die weiterhin die Unabhängigkeit des Kosovo erreichen will. Deshalb das Ringen um Details bei den Verhandlungen.
Die Demilitarisierung der Kosovo-Befreiungsarmee und ihre Umwandlung in nichtmilitärische Strukturen stellt unter diesen Umständen ein großes Hindernis dar. Zwar hat die Führung der UÇK unter Hashim Thaci das Demilitarisierungsabkommen unterschrieben, brav die Auflagen erfüllt, nach 30 und 60 Tagen einen großen Teil der Waffen abzugeben und zehntausende von Männern zu demobilisieren. Sie rechnete jedoch damit, dass die unter der Hand gegebenen Versprechungen, die UÇK könnte auch nach dem 90. Tag als eine Art Nationalgarde weiter bestehen, eingehalten würden.
Darüber aber steht im Demilitarisierungsabkommen nichts – und die internationale Verwaltung besteht auf dessen Erfüllung. Eine aus der UÇK hervorgegangene bewaffnete Truppe jedoch erscheint vielen Mitgliedern der Befreiungsarmee – und auch einem großen Teil der Bevölkerung – als unverzichtbares Symbol der eigenen Identität und der eigenen Sicherheit. Deshalb wachsen jetzt die Widerstände.
Die Forderung, das neue Korps müsste über 2.000 Handfeuerwaffen verfügen, ist in den Augen der UÇK-Offiziere die unterste Grenze, um noch militärische Aktionsfähigkeit zu behalten. Genau diese möchten aber die Internationalen verhindern. Wenn Thaci jetzt auf Grund des internationalen Drucks nachgibt, führt er seine Organisation in eine Zerreißprobe, in der auch seine Führungsposition nicht unbestritten bleiben wird. Erich Rathfelder
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