piwik no script img

Kopulations-RatgeberHauptsache, nicht im Bett!

Der Ratgeber "101 Plätze, an denen Sie Sex haben sollten, bevor Sie sterben" ist für alle, denen schnödes Kopulieren zu langweilig ist. Aber taugt er wirklich?

Hauptsache, ungewöhnlicher Oer?! Bild: photocase

Wer hat es geschrieben? Die "101 Ideen" stammen von Charlotte Labouche (französisch: der Mund), einer international erfolgreichen Expertin und Beraterin für Sex.

An wen richtet es sich? Das Buch ist für Liebhaber der schönsten Nebensache der Welt geschrieben, aber auch für Sexmuffel. Vom Alltag geschädigte Pärchen können ihrem Liebesleben neuen Schwung verleihen. Risikofreudige und Abenteuerlustige finden einen besonderen Kick. Träumer können neue Fantasien entwickeln. Nichts für Voyeure, sondern nur für aktive Genießer.

Wie sieht es aus? Schwarzer Einband, aufgepeppt mit weißer und rosa Schrift. Auf der Mitte des Covers prangt in weißrosa Lettern das Wort "SEX" und erinnert an die leuchtenden und blinkenden Schriftzüge zwielichtiger Absteigen. Die gesamte untere Hälfte füllt ein Bild in Grautönen. Sinnlich und schlicht, ein Pärchen in flagranti. Mann beglückt Frau missionarisch. Frau genießt, umschlingt mit beiden Beinen den Rücken des Geliebten, die linke Hand setzt sanft zum Streicheln des schwarzen Schopfes an. Diese Situation lässt sich eben an unzähligen Plätzen wiederholen.

Was steht drin? Man lebt nur einmal. Und darum sollten Mann und Frau ihr (Liebes-)Leben in vollen Zügen genießen, abwechslungsreich und spannend gestalten. Sprich: Sex im Bett ist zwar schön und gemütlich, aber verdammt langweilig. Also raus aus den Federn und ab in die weite Welt. Sex bei den Tempeln von Khajuraho oder an der Copacabana? Klingt spannend! Lust einpacken, und ab in den Flieger. Denn dort wartet ein Stelldichein in der Toilette. Kein Geld, keine Zeit zum Reisen? Kein Problem. Eine Höhle, ein Passfotoautomat oder eine Burgruine ist schnell gefunden. Oder die Hausarbeit mit einem Quickie verbinden, etwa auf der Waschmaschine, in der Wäschekammer oder in der Waschstraße - für sauberen Sex. Je ungewöhnlicher die Orte, desto intensiver und spannender der Sex.

Besonders abstoßend? Labouches ultimativer Erotikfaktor beim Sex im Pferdestall: "Die erregende Ausstrahlung großer, muskulöser Pferdekörper für das eigene Vergnügen nutzen."

Besonders anziehend? Sex unter dem Wasserfall, "einem magischen Ort mit sinnlichen Lichterspielen, wenn die Sonne auf den Wasserfall trifft".

Der Satz, der mein Leben aufheiterte? Sex im Klettergarten: "Vielleicht möchten Sie oder Ihr Partner ja auch Drachentöter spielen und die an den Fels gekettete Jungfrau verführen." Davon kann Prometheus nur träumen.

Ausgestiegen auf: Seite 185 (siehe "Besonders abstoßend?").

Gesamturteil? Dämlicher Titel! Oder gibt es ein Sexleben nach dem Tod? Falls ja, dann warten wir gespannt auf die Fortsetzung "101 heiße Träume im Fegefeuer". Ansonsten amüsante Passagen, abwegige Ideen, teils langweilige und enttäuschende Vorschläge. Oder sorgt Sex im Elternhaus oder auf einer Wiese für den absoluten Nervenkitzel? Zigmal wiederholte Tipps nerven bald. Ja, Frau sollte unbedingt einen Rock tragen. Und ja, Sex am Brandenburger Tor oder am Eiffelturm ist nicht realisierbar. Labouches Tipp: Souvenir kaufen und mit der heißen Fantasie zurück ins schnöde Bett.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

7 Kommentare

 / 
  • E
    elmar

    so gesehen echt schade, dass es die ddr nicht mehr gibt. SEX IM TODESSTREIFEN!!!!! das wäre doch echt eine prickelnde nummer gewesen.

  • L
    lessing

    @andrela: grossartig ;-), sozusagen 1.Klasse

  • AD
    aso (für den Dau: Akronym=achso)

    Nervenkitzel?

    Geht doch:

    Beim Fallschirmspringen...

  • P
    pekerst

    "Hauptsache, nicht im Bett!"

     

    Das Komma dürfte den Sinn verfälschen.

  • A
    aka

    In Inhalt und Diktion BILD Niveau! Herzlichen Glückwunsch! (und Tschüss!)

  • A
    Andrela

    "Und darum sollten Mann und Frau ihr (Liebes-)Leben in vollen Zügen genießen"

    Das finde ich aber auch abstossend... und ich weiss nicht, ob die Bundesbahn da mitspielt.

    Vielleicht setzt sie ja auch die Bahnpolizei zur "Verkehrskontrolle" ein... ;-)

  • M
    mitshubishi

    man kann natürlich auch sex an der siegessäule haben in sichtachse zum brandenburger tor. und die autos fahren dann wohl auffällig oft im kreis.