: Kopfgeldjäger
DFB will gegen illegale Spielervermittler zu Felde ziehen ■ PRESS-SCHLAG
Die Jagd des Deutschen Fußball Bundes (DFB) auf illegale Spielervermittler ist nicht neu. Doch nun, triumphiert DFB -Chefankläger Kindermann, besitze man erstmals Matrial, das den gefürchteten „Kopfgeldjägern“ ihr verbotenes Handwerk legen könnte.
In der Schußlinie des Verbandes steht vor allem Holger Klemme, Betriebswirt aus Bonn und einschlägig bekannter Spielerberater, der beim letztlich gescheiterten Transfer des Hamburgers Thomas von Heesen nach Frankfurt kräftig mitmischte. Gegen ihn wird ebenso ermittelt wie gegen seinen Kollegen Wolfgang Fahrian, der dem Kölner Nationalspieler Jürgen Kohler der Weg zu Bayern München ebnete.
Sollte ihnen der DFB tatsächlich eine konkrete „Spielervermittlung“ nachweisen können, droht den beiden ein Bußgeld bis zu 30.000 Mark. Denn eine arbeitsvermittlung ist ausschließlich Sache des Arbeitsamtes. „Berufsberatung, Vermittlung in berufliche Ausbildungsstellen und Arbeitsvermittlung dürfen nur von der Bundesanstalt betrieben werden“, heißt es im Paragraph 4 des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG).
Allerdings verschweigt dieser Passus, daß die Nürnberger Arbeitslosenverwaltung kaum etwas für die Berufskicker tun kann. Dort gilt dieser Berufsstand als schwerer vermittelbar als Soziologen und Archäologen. Vor allem durchschnittliche Spieler, um die sich nicht die halbe Liga balgt, nehmen deshalb gern Beraterdienst in Anspruch.
Diese Praxis ist älter als die Bundesliga. Mitte des 50er Jahre verschaffte der Exil-Ungar Georg Otto Ratz von Basel aus Landsleuten, die nach 1956 in den Westen geflohen waren, neue Brötchengeber. Wenige Jahre später kutschierte ein Raymond Schwab seine kickenden Schützlinge höchstpersönlich durch das Ruhrgebiet, um sie den Vereinen anzudienen. Exoten, gegen die sich die mutmaßlich unseriösen Spielermakler moderner Prägung wie Sklavenhändler ausnehmen.
Auch in Reihen der Bundesliga-Akteure wird zunehmend Kritik an diesen „Spielerberater“ laut. So bezichtigt der nicht mehr aktive Benno Möhlmann, Vorsitzender der „Interessengemeinschaft Lizenzspieler“, ein Zusammenschluß von mehr als 200 Profis, Klemme & Co der rigiden Geldmacherei. Der Mammon, so Möhlmann, bedeute denen alles.
Die Vereine tragen an dieser mißlichen Situation ein gerüttelt Maß an Schuld. Nicht zu Unrecht mißtrauen viele Profis „ihrem“ Club, seitdem herauskam, wie viele Spieler von „vereinseigenen“ Beratern arg getäuscht wuren. Das Beispiel Eintracht Frankfurt, wo einst Vizepräsident Wolfgang Zenker einigen Spielern windige Bauherrenmodelle aufschwatzte, ist nicht vergessen. Daß es auch seriöse Berater gibt, steht außer Frage. „Gebt uns Lizensen“, forderte der Münchner Dieter Langhans im Fachblatt 'Kicker‘ von der Zentrale des DFB: Sie wollen heraus aus der Grauzone zwischen dem strafbewehrten AFG und einer durchaus vorhandenen Marktlücke.
Voraussetzungen hierfür ist jedoch, die illegalen Vermittler zu erwischen. Ohne fremde Hilfe kann der DFB jedoch kaum ans Ziel kommen: entweder muß ein vermittelter Spieler auspacken, oder ein entnervter Vereinsboß nennt Roß und Reiter beim Namen. Dem drohte dann allerdings §5a der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB. Dieser sieht eine Strafe für „unsportliches Verhalten“ vor, sofern beide Seiten „im Falle einer Vermittlung nicht die Dienste einer amtlichen Arbeitsvermittlung in Anspruch genommen haben. Dies gilt auch für den Versuch.“
Mal sehen, was Hans Kindermann alles in der Hand hat.
Jürgen Schulz
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