piwik no script img

Konzertempfehlungen für BerlinDem Konzeptuellem zugetan

Musik an tollen Orten: Der Wetshafen wird zum „Umschlagplatz Klang“, Rolf Hansen lädt ins Jugendmuseum und Tara Nome Doyle in das Silent Green.

Tara Nome Doyle Foto: Sonja Stadelmaier

E s gibt viel Wasser in Berlin, worüber man sich besonders im Sommer freut. Doch als durchs Wasser zur Stadt geworden gilt Berlin gemeinhin nicht – anders als viele Großstädte. Dabei gibt es hier einen Hafen, der in den 1920er Jahren sogar der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands war.

Heute hat neben der ursprünglichen Nutzung die Stiftung Preußischer Kulturbesitz am Westhafen ihr Magazin, im ehemaligen Getreidespeicher; andere Gebäudeteile werden von Grossisten oder als Möbelspeicher genutzt.

Die Komposition Berlin Westhafen – Umschlagplatz Klang nimmt das Alte und das Neue in den Blick. Konzept und Komposition stammen von Daniel Ott; realisiert von Mu­si­ke­r:in­nen vom ensemble mosaik, vom ZAFRAAN Ensemble und dem Solistenensemble Kaleidoskop – um nur einige zu nennen, die hiesige Szene für Zeitgenössische Musik ist bekanntermaßen groß. Zu erleben ist die Performance von Freitag bis Sonntag (10.-12.6., 20 Uhr, Westhafen Berlin, Tickets 23 / 30 / 13 €).

Am Samstag spielt dann der dänische Gitarren-Avantgardist Rolf Hansen ein sicher eindrückliches Konzert in der Galiläakirche aka Jugend[widerstands]museum. Demnächst erscheint mit „Tableau“ sein zweites Album nach „Elektrisk Guitar“, Hansens Debüt unter eigenem Namen. In den 2010er Jahren war er als Il Tempo Gigante in folkigen Gefilden unterwegs, und zudem als Sessionmusiker gut beschäftigt.

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Seither hat er sich der avantgardistischeren Klangerzeugung auf seiner E-Gitarre zugewandt. Am gleichen Abend gibt es eine audio-visuelle Performance des Duos The Karmic Laws, mit ambientartigen Drones und zudem Anschauuunsgunterricht, wie die filmische Technik der Stop-Motion-Animation funktioniert (11. 6., 20 Uhr, Eintritt frei).

Am Sonntag (12.6.) findet endlich auch das mehrfach verschobene Konzert von International Music im Festsaal Kreuzberg statt. Mit „Ententraum“ ist der Band aus Essen das vielleicht eigenwilligste, sicher aber tollste deutschsprachige Album des vergangenen Jahres gelungen: ein Spagat zwischen weirdness und Eingängigkeit, bei dem Progrock, Tropicalia und Psych Pop auf so surreale wie einprägsame Texte treffen. Und wundersamerweise gibt es auch wieder Karten für diese Sause, die ja längst ausverkauft war (12. 6., 20 Euro, Tickets 22,40 ).

Auch am Sonntag sind M.C.Schmidt und Drew Daniel (aka The Soft Pink Truth) zu Gast. Zusammen bilden sie das Elektronik-Duo Matmos, das für jedes Album einen neuen konzeptuellen Rahmen wählt. So waren etwa auf „Plastic Anniversary“ (2019) nur Sounds zu hören, die mit Gegenständen aus Plastik erzeugt wurde. Ebenfalls am Start im Arkaoda: der Klangkünstler Max Eilbacher (12. 6., 21 Uhr, Tickets für 22,50 € gibt es hier).

Ebenfalls dem Konzeptuellem zugetan ist die Songwriterin Tara Nome Doyle. Auf ihrem zweiten Album „Værmin“ erzählt sie von einer leidenschaftlichen – oder, je nach Lesart, toxischen – Liebelei. Aufgehängt ist das Ganze an einer vielschichtigen Betrachtung der Tiere, die man gemeinhin Ungeziefer schimpft, ebenso wie an C.G. Jungs Theorien zu der Aufsplittung der Persönlichkeit in Persona – was man nach außen darstellt – und den sogenannten Schatten.

Da die Kreuzbergerin mit norwegisch-irischen Wurzeln eher selten live spielt, sollte man sich den den Dienstagabend in der Kuppelhalle des Silent Green nicht entgehen lassen (14. 6., 20 Uhr, Tickets ab 17,70 €).

Am Mittwoch gibt es dann ein musikalische Kontrastpriogramm, im Rahmen der nicht mehr ganz neuen Reihe Sonic Morgue: Die Industrial-Noise-Supergroup Human Impact (unter anderem mit Mitgliedern der Swans) lässt es an gleicher Stelle krachen (15. 6., 20 Uhr, Tickets 23,20 € ).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!