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Archiv-Artikel

Kontrollierte BürgerInnen

betr.: „ Massen-Gentests sollten nicht mit einem Verdacht verbunden sein – Stimatisierung stoppen“, Kommentar von Christian Rath, taz vom 9. 8. 03

Wenn verpflichtende Massengentests auch ohne Verdacht durchgeführt werden, dann sind faktisch alle, die hin müssen, verdächtig – egal ob man es nun so nennt oder nicht! Eine solche Rechtspraxis würde kein Ende der Stigmatisierung von an sich Unverdächtigen bedeuten, sondern eine Normalisierung des generellen Verdachts gegen alle Bürger.

[…] Es heißt, man solle sich angesichts der Schwere der Tat nicht so anstellen – der Eingriff in Bürgerfreiheiten sei schließlich gering. Ohne der Polizei „routinemäßig“ Missbrauch von Befugnissen unterstellen zu wollen, muss jedoch die Frage erlaubt sein, ob mit Massengentests nicht ein weiteres Einfallstor für die ohnehin stetig zunehmende Kontrolle der Bürger geschaffen wird. […] Bereiche, in denen die Unschuldsvermutung gleichsam in ihr Gegenteil verkehrt wird, gibt es bereits heute. Willkürliche, verdachtsunabhängige Urinproben zwecks Drogenscreening, die auf Anfahrtswegen zu Musikfestivals deren Besuchern abgenommen werden, sind nur ein Beispiel. NINA LIPPMANN, Mainz