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Konter-revolutionäre Stimmzettelblockade -betr.: "Mißtrauen gegen Fücks wächst", taz vom 22.2.95

Betr.: „Mißtrauen gegen Fücks wächst“, taz vom 22.2.

Ein wenig penetrant ist es schon, wenn ihr im Kommentar tagelang den fernliegendsten Quark breittretet. Tenor: Die Jäger des verlorenen Fortschritts, von AfB über die CDU und FDP, benötigten – hört, hört! – den Biedersinn mit dem Braunlack in der Hose, um Ralf Fücks zum Rücktritt zu bewegen. Ja, auf das zumindest darf ich mich in der desolaten Bremer Situation doch wohl einrichten, daß die Rechten geschlossen gegen Ralf Fücks stimmen! Wo bitte ist der Skandal? Was ist den die Alternative: Der Umweltsenator bleibt im Amt, weil Freys Sturmtruppen für ihn votieren? Also bleibt auf dem Teppich, nennt ohne taktische Absolutionsgedanken die SPD, wenn ihr von Verantwortung redet.

Das gegenläufige SPD-Flügelspiel bei konfuser Regie im Mittelfeld ließ die Koalition in dem Moment scheitern, als der torlose Stürmer-Claus mitten in der Saison seine Tranfer bekanntgab. Zwar wurde er dafür ausgepfiffen, doch der Moment war da: Es folgte der Aufstand der IQ-Unauffälligen auf der SPD Tribüne – Wilhelmi, Barsuhn, Sakuth – Beton zu Beton, Asche zu Asche – für die ein Intellektueller auf dem Vorstandssessel den Anfang vom Ende ausgeklügelter Aufstiegsprinzipien im Verein bedeutet. Die verbündete heilige Mediokrität riecht eben Ketzerei in Freischärlertum, auch dort, wo es sich senatorisch mit Schlipsen würgt. Es erhebt sich Gerüchtelei und Getuschel, beim ersten Fehler errichtet das deputationsgestählte Sitzfleisch konterrevolutionäre Stimmzettelbarrikaden – notfalls auch namentlich. Klaus Jarchow

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