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KonsumVon wegen regional

Auf der regionalen Produktbörse der IHK bieten Start-ups exotische Nascherein an. Aus der Region kommt nur ein Bruchteil der Lebensmittel.

Koawach-Erfinder Daniel Duarte und Heiko Butz aus Köln: Sie mischen, was ein wenig aufputscht. Foto: koawach

Es riecht nach Kakao, während Lina Zuppke die Milch erwärmt. „Kuhmilch wollten Sie, keine Sojamilch, richtig?“ Sie hat eine hellbraune Kakaotüte mit der Aufschrift „Koawach“ geöffnet und füllt zwei Löffel in den Pappbecher. Vier Besucher schauen ihr zu, sie haben sich um den Koawach-Messestand versammelt. „Das ist die klassische Sorte, wir haben aber auch Kakao mit Zimt- und Chillinoten“, erklärt Zuppke.

Klingt exotisch. Doch so besonders schmeckt der Koawach gar nicht. Eher wie profaner Kakao aus dem Supermarkt. „Das Besondere an unserem Kakao ist der belebende Guarana-Extrakt“, sagt Zupke. Guarana ist ein südamerikanisches Seifenbaumgewächs, das ähnlich wie Koffein eine aufputschende Wirkung hat. Schön und gut, aber kann man da nicht gleich Kaffee trinken? „Nein, denn Guarana ist viel gesünder und wirkt länger als Koffein“, sagt sie. Aha.

Affenbrotbaum aus Afrika

Auf der Produktbörse für regionale Lebensmittel-Unternehmen der Industrie- und Handelskammer (IHK) jedenfalls komme der „Koawach“ gut an. Zupke erzählt von „zahlreichen Kontakten“, die sie hier schon zu Supermärkten geknüpft habe.

Rund 200 Unternehmen schlendern am Dienstag durch den ersten Stock des IHK-Gebäudes in der Fasanenstraße. Unter ihnen Einzel- und Großhändler sowie Köche und Catering-Dienste; alle auf der Suche nach angesagten Produkten. An den 43 Ständen verköstigen sie Speiseeis, Salatsoßen oder Detox-Smoothies. Zum dritten Mal veranstaltete die IHK die vierstündige Minimesse.

Das Besondere an der Produktbörse: Für die regionalen Aussteller ist sie kostenlos. So können auch kleine, neu gegründete Lebensmittelunternehmen, sogenannte Start-ups, ihre Produkte vorstellen. „Wir bieten die Messe als eine Art Service für unsere Mitglieder aus dem Handel an und fördern zugleich die Start-up-Szene in der Lebensmittelbranche“, sagt Organisatorin Simone Blömer von der IHK.

Koawach ist so ein Start-up. In einer Kölner WG mischten zwei Studenten aus Jux Guarana-Pulver in ihren Kakao. Eine Produktidee war geboren. Die beiden zogen nach Kreuzberg und gründeten Koawach. Natürlich werden alle Zutaten fair gehandelt und biologisch angebaut. Sie stammen unter anderem aus der Dominikanischen Republik und Brasilien. Köln und südamerikanische Rohstoffe – das klingt nicht wirklich nach einem regionalen Produkt. Na ja, vielleicht kommen die „Smoothies aus der Dose“ am Stand nebenan ja aus Berlin. Berlin Organics heißt die Frima.

„Berlin Beef Balls“ ohne Bio-Siegel

Klaas Koolmann hat sie Anfang des Jahres gegründet. Er stellt Pulver her, mit dem man Smoothies mixen kann. In seinem blauen Sakko beugt er sich über verschiedenfarbige Dosen auf dem Tisch. Es gibt mehrere Sorten: „Kraftpaket“ stärke die Muskulatur, „Schutzschild“ sei gut für das Immunsystem. „Es enthält Baobab-Pulver, das ist unter Veganern der letzte Schrei“, sagt Klaas Koolmann. Es stamme vom Affenbrotbaum. Affenbrotbaum? Der wächst aber nicht im Spreewald, oder? „In Afrika“, sagt Koolmann und rückt sein Sakko zurecht. Afrika, ach so.

An anderen Ständen zeigt sich: Kaowach und das Baobab-Pulver sind keine Ausnahmen. Nur ein Bruchteil der Produkte hier stammt tatsächlich aus der Region Berlin-Brandenburg. „Die einzige Bedingung für die Teilnahme an der regionalen Lebensmittelproduktbörse ist der Unternehmenssitz“, sagt Simone Blömer von der IHK. In Berlin oder Brandenburg gemeldet zu sein reicht also, um vermeintlich regionale Produkte bei der IHK vorstellen zu können.

Drei Stände vom Smoothie-Pulver entfernt schieben sich gerade drei Herren in Anzügen Hackfleischbällchen rein. Nein, „Berlin Beef Balls“ heißen die Teile. „Aus Liebe zum Hack“ lautet der Werbespruch. Dieses Hack komme aus Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg, erfährt man von einem der Beef Boys – so nennen sich die Gründer. Ist das Fleisch bio? „Wir bemühen uns noch um eine Zertifizierung“, sagt der Anbieter.

Für die IHK brauchen sich die Beef Boys da keine Mühe zu machen. „Das Biosiegel ist für die Produktbörse kein Ausschlusskriterium – wir sind da relativ offen“, sagt Blömer.

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