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Konsortium frühstückt Hühnerbaron

■ Deutsche Frühstücksei GmbH führt nun das Pohlmann-Firmenimperium für 320 Millionen Mark

Hannover. Ein Zusammenschluß mehrerer Firmen und Privatleute führt künftig unter dem Namen „Deutsche Frühstücksei GmbH“ das bisherige Imperium des umstrittenen „Hühnerbarons“ Anton Pohlmann. Das bis Anfang Februar zu gründende Unternehmen mit Sitz in Neuenkirchen-Vörden bei Vechta strebe einen Umsatz von 350 Millionen Mark und die Produktion von 1,5 Milliarden Frühstückseiern pro Jahr an, sagte am Montag ein Sprecher der „Eifrisch“ Vermarktung GmbH (Lohne bei Vechta). „Eifrisch“ gehöre ebenso zu dem Verbund wie die Deutsche Frühstücksei-Erzeuger GmbH (Berlin).

Die genaue Zusammensetzung der Gesellschafter und der Kaufpreis – im Gespräch sind rund 320 Millionen Mark – sollten „zunächst im Dunkeln bleiben“, betonte der Firmensprecher. Die Geschäftsführung des künftigen Unternehmens müsse in den nächsten Wochen noch konstituiert werden. Drei Tage nach dem überraschenden Verkauf der Pohlmann-Firmengruppe herrschte damit am Montag noch Unklarheit über die neuen Inhaber. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium bestätigte, es gebe keine exakten Hinweise, wer hinter den bisher genannten Käuferfirmen aus Lohne und Berlin stehe.

Wegen der hohen Inlandsnachfrage nach Frühstückseiern sei nicht mit dem in der Region Südoldenburg befürchteten Arbeitsplatzabbau auf den Hühnerfarmen zu rechnen, beruhigte Ministeriumssprecher Hanns-Dieter Rosinke. Interessant für die Landesregierung sei vor allem, ob in den einstigen Pohlmann-Betrieben künftig Tierschutz und Produktqualität gewährleistet seien. Rosinke: „Um das ramponierte Image loszuwerden und das Vertrauen des Handels und der Verbraucher zurückzugewinnen, sollten die neuen Besitzer genau nach den Buchstaben der Tierschutzgesetze verfahren.“ Die Ställe unterlägen weiterhin strengen amtstierärztlichen Überwachungen.

Der sogenannte „Hühnerbaron“ Pohlmann – er galt als größter Eierproduzent Europas – hatte am Freitag den Verkauf seiner Firmen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern bekanntgegeben. Der Unternehmer war wegen der Käfighaltung und angeblicher Verstöße gegen den Tierschutz seit Jahren unter Beschuß und daher auch mit dem Landwirtschaftsministerium in Hannover aneinandergeraten.

Bereits Ende 1995 hatte sich Pohlmann von neun seiner Legehennenfarmen getrennt. Die Bela-Mühle in Langvörden (Kreis Vechta), zu deren Gesellschaftern der ehemalige Springreiter Paul Schockemöhle gehört, hatte den Weiterverkauf vermittelt. Schockemöhle bestritt, selbst Teile des Imperiums erworben zu haben. Der „Eifrisch“-Sprecher bestätigte gestern, Schockemöhle habe mit dem Gesellschafterkreis der Deutsche Frühstücksei GmbH nichts zu tun. dpa

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