Konkurrenz fürs iPhone: Das "Googlephone" kommt
Seit Monaten schon spekuliert die IT-Branche, wie das erste Handy mit der Software des Online-Riesen aussehen wird. Heute wird in New York die Konkurrenz zum iPhone vorgestellt.
Lange hat es gedauert, am heutigen Dienstag ist es endlich soweit: Google und T-Mobile stellen in New York das erste Mobiltelefon vor, das auf der eigens von dem Suchmaschinenanbieter entwickelten mobilen Plattform läuft.
Auf dem "G1" genannten Handy arbeitet das Google-Mobilfunkbetriebssystem Android. Es basiert auf dem freien Betriebssystem Linux, wurde für Googles Zwecke aber deutlich aufgebohrt. Ansonsten ist das Handy, das vom taiwanesischen Elektronikhersteller HTC zugeliefert wird, eher gewöhnlich: Es besitzt Zugang um aktuellen UMTS-Netz, WLAN-Anbindung, ein berührungsempfindliches Display und dazu eine kleine Tastatur, die sich ausklappen lässt. Hinzu kommt eine drei Megapixel-Kamera und ein Steckplatz für Flashkarten. Wie viel Speicher T-Mobile und Google mitliefern, ist bislang ebenso wenig bekannt wie der Preis des Handys.
Das wichtigste am G1 ist aber sowieso die enthaltene Software, die sich laut Google-Angaben besonders leicht bedienen und erweitern lassen soll. Ähnlich wie bei Apples iPhone wird Google auch einen eigenen Software-Shop direkt auf dem Handy anbieten. Über diesen kann man sich neue Android-Programme herunterladen und die Funktionalität so erweitern. Ein Wettbewerb, bei dem Google sechsstellige Gewinnsummen ausschrieb, sollte sicherstellen, das von Anfang an genügend innovative Programme verfügbar sind. Eine entsprechende Entwicklungsumgebung, das so genannte SDK, liegt seit November 2007 vor; die Programmierer mussten sich allerdings mit einem Simulator auf PC-Basis zufrieden geben, echte Testhandys mit Android erhielten nur sehr wenige Entwickler.
Die Mobilfunkstrategie des Suchmaschinen-Riesen lässt sich auch in anderen Bereichen derzeit noch nicht als sonderlich stringent bezeichnen. So arbeitet Google intensiv mit Apple beim iPhone zusammen, liefert dort unter anderem die Kartenanwendung "Maps" sowie die Suchdienstleistungen im eingebauten Browser "Safari". Daneben existieren diverse Google-Programme für unterschiedlichste Handy-Plattformen von Nokias Symbian-Betriebssystem bis hin zur Microsoft-Technik Windows Mobile. Auch ist keineswegs klar, wie im mobilen Netz Geld verdient werden soll.
Mit Handy-Reklame experimentiert die Branche zwar schon seit vielen Jahren, ein funktionierendes Modell hat sich jedoch noch nicht durchgesetzt. Auch müssen die Werbetreibenden aufpassen, dass sie die Nutzer nicht vergraulen. Werbliche SMS und mobile Reklamemails nerven Handy-Besitzer oft noch mehr als Spam auf dem heimischen Rechner. Zwischen einzelnen Inhalteseiten auf dem Mobiltelefon eingeblendete Werbebanner, für die die Nutzer womöglich auch noch in Form von Datenpaketen Geld zahlen müssen, gelten als weitgehend verpönt, auch eignet sich der oft nur kleine Bildschirm nur schlecht zur Präsentation. Dementsprechend hielten sich bislang die Umsätze in Grenzen, der "Mobile Ad"-Hype erwies sich als verfrüht.
Google will hier mit seiner Erfahrung im Bereich der Suchmaschinenwerbung punkten, die allgemein als weniger störend und nutzerfreundlicher gilt. Wie sich das auf dem Handy umsetzen lässt, bleibt allerdings abzuwarten. Da die Auflösung beim "G1" aber ähnlich wie beim iPhone ausreichend groß gewählt ist, stünden unterschiedliche Werbeformate zur Verfügung. Experten rechnen allerdings nicht damit, dass Google diese sofort mit der Einführung des ersten Android-Handys umsetzen wird, vermutlich bleibt es zunächst bei einer auf Mobilfunkbedingungen angepassten Suchmaschinenwerbung im Gerät.
Potenziell profitabel könnte auch die so genannte ortsbasierte Werbung sein. Im G1 steckt ein eingebauter GPS-Chip, der die aktuelle Position des Nutzers per Satellitennavigation ermittelt. In Verbindung mit dem Google-Kartendienst und seiner Datenbank von Geschäften könnte der Konzern Ladenbesitzern dann anbieten, dass ihre Werbebotschaft stets dann angezeigt wird, wenn sich ein Handybesitzer in der Nähe befindet. Fraglich ist allerdings, ob dieser potenziell schwere Eingriff in die Privatsphäre (so sind so auch Bewegungsprofile möglich) wirklich hingenommen wird.
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