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Konkurrent für Köhler bei Präsidenten-WahlLinke nominiert Peter Sodann

Ex-"Tatort"-Kommissar Peter Sodann tritt für die Linke bei der Bundespräsidentenwahl gegen Amtsinhaber Köhler an - und muss nun wohl allerlei Anfeindungen parieren.

Ein Leben quer zu den jeweiligen Verhältnissen: Peter Sodann Bild: ap

Es war ein bisschen wie zu Politbüro-Zeiten: Der Kandidat stand längst fest, aber offiziell ist erst mal gar nix. Halbamtlich eben. Wie alles seinen sozialistischen Gang geht, präsentierte am Dienstag die Linkspartei ihren Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Und der heißt Peter Sodann.

Sodann sei "ganz sicher jemand, den man sich vorstellen kann", hatte Dagmar Enkelmann, die Parlamentarische Geschäftsführerin der Linksfraktion, schon vor zwei Wochen gesagt. Der 72-jährige Schauspieler würde im Mai 2009 gegen Amtsinhaber Horst Köhler und die SPD-Bewerberin Gesine Schwan antreten. Dass er eine Chance hätte, mit seiner Frau Cornelia ins Schloss Bellevue einzuziehen, glaubt selbst bei wohlwollendster Betrachtung der Personalie natürlich niemand. Also, warum sollte er sich für die Linkspartei auseinandernehmen lassen?

Peter Sodanns Vita verläuft konstant quer zu den jeweiligen Verhältnissen. Er ist, man muss diese abgegriffene Formulierung gebrauchen, "ein Unbequemer". Der Arbeitersohn aus Sachsen studierte nach seinem Schnellabitur zuerst Jura, später Schauspiel in Leipzig. Dort fiel er 1961 mit einem Kabarettprogramm in Ungnade und musste neun Monate ins Gefängnis. Nach seiner Haftentlassung 1962 hatte er sich in der Produktion zu bewähren, erst 1963 konnte er sein Studium fortsetzen. Danach holte ihn die Brecht-Witwe Helene Weigel in ihr künstlerisches Schutzgebiet ans Berliner Ensemble, wo er große Erfolge feierte.

In den 80er-Jahren ging der Vater von vier Kindern als Schauspieldirektor nach Halle. Dort etablierte er mit dem "neuen theater" eine für DDR-Verhältnisse künstlerisch ambitionierte Spielstätte. Nach der Wende wurde er in Ost und West als mürrischer "Tatort"-Kommissar Bruno Ehrlicher bekannt.

Dass sein Herz für die Linkspartei schlägt, wurde erst offenbar, als er 2005 ankündigte, zur Bundestagswahl als deren Spitzenkandidat in Sachsen antreten zu wollen. Sein Arbeitgeber, der Mitteldeutsche Rundfunk, drohte daraufhin, Sodann im Falle eines Mandatsgewinns vom Sender zu nehmen. Mit der Bemerkung "lieber ein politischer Schauspieler als ein schauspielernder Politiker" sein zu wollen, zog er die Bewerbung schließlich zurück.

Nun also, anderthalb Jahre nach dem letzten "Tatort", die Kandidatur für das Bundespräsidentenamt. Man darf mutmaßen, dass es dem Hallenser einfach eine stille Freude wäre, stur und pointiert die Anfeindungen zu parieren, die ihm im Fall der Nominierung entgegenschlügen. So hielt er es ja immer: quer zu den Verhältnissen denken. Und entsprechend handeln.

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2 Kommentare

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  • HP
    Hans Puchert

    "Dort etablierte er mit dem "neuen theater" eine für DDR-Verhältnisse künstlerisch ambitionierte Spielstätte" - das sind die Sätze, die dem Zoni noch viele Jahre das Lesen der taz vergällen - Peter Sodann würde kotzen.

    "Für DDR-Verhältnisse künstlerisch ambitioniert" heißt in dieser kulturellen Wüstenei gab`s doch tasächlich auch etwas für dortige Verhältnisse Ambitioniertes. Donnerwetter. Sowas kommt wenn Kinder Zeitung machen und sich selber glaube.

    Da Ironie auch nicht des tazlers Stärke ist: Sodanns Theater war und ist toll und es war nicht ds Einzige.

  • P
    Pjotr56

    Sympathische Alternative zu Köhler, Ich hoffe nur, dass sich das folgende Szenario Wirklichkeit wird:

     

    "Das Treffen fand vor gut drei Wochen in Potsdam statt. Es war eher informell, und es wurde Stillschweigen vereinbart. Unter den Teilnehmern waren viele, die man aus Funk und Fernsehen kennt: Frank Plasberg, Günther Jauch, Anne Will, Miriam Meckel, Michel Friedman, Dieter Bohlen, Heidi Klum, Iris Berben. Der Anlass dieses warmen Frühlingsnachmittags am See war allerdings keine Party, sondern ausnahmsweise hoch politisch. Was tun, wenn Oskar Lafontaine an die Macht kommt? Die tiefe Sorge um diese Frage einte die versammelten Prominenten, die sich sonst eher ungern dezidiert politisch äußern. Aus gutem Grund: Wer beliebt sein will, darf sich nicht festlegen.

     

    Doch einer hat jetzt sein Schweigen gebrochen. Im Interview mit der "Mallorca Zeitung" sagte der Sänger und DSDS-Juror Dieter Bohlen: "Wenn der Lafontaine kommt, bin ich weg, dann gehe ich nach Spanien." Obwohl Bohlen schon jetzt recht oft auf Mallorca weilt, dürfte ihm die Emigration nicht ganz leicht fallen. Deutsche, die aus politischen Gründen ihr Land verlassen müssen: Dieser Vorgang hat eine unselige Tradition in der deutschen Geschichte. Und Bohlen ist, das dürfte spätestens nach dem Potsdamer Treffen deutlich geworden sein, beileibe nicht allein mit seiner Oskarphobie. Es wären einige der besten, die unser Land verliert.

     

    Natürlich sind die anderen Prominenten jetzt sauer auf Bohlen. Denn die Geheimniskrämerei hatte noch einen weiteren, gut begründeten Sinn. Man wollte keine dösenden Hunde wecken. Sonst könnten womöglich Bohlen-Hasser und Promi-Neider, von denen es ja ziemlich viele gibt, auf den dummen Gedanken kommen, allein wegen ihres Bohlen-Hasses und Promi-Neides die Ultralinken zu wählen. Nach dem Motto: Die sollen bloß raus hier, ist doch nur gut, wenn der Lafontaine ihnen ihre Villen in Potsdam wegnimmt. Das Leben ist eben ungerecht: Bohlen hat sich verplappert - und Lafontaine profitiert davon. Sein Aufstieg zur Macht scheint unaufhaltsam."