: Kongresszentrum zahlt Stadtschloss
Wilhelm von Boddien, Vorstand des Fördervereins Berliner Stadtschloss, weiter auf der Suche nach privaten Finanziers
taz: Ist eine Rekonstruktion mit Spenden finanzierbar?
Wilhelm von Boddien: Nein, die Spenden sind nur für die Schlossfassade. Nach unseren Berechnungen brauchen wir dafür 75 Millionen Euro.
Für den gesamten Bau ist aber eine halbe Milliarde Euro zusätzlich nötig. Wer zahlt die?
Eine Aktiengesellschaft. Der Staat stellt das Grundstück und weitere 125 Millionen Euro etwa durch Grundstücksverkäufe. Die restlichen 375 Millionen Euro kommen aus der Wirtschaft und von privaten Investoren. In einem Test haben 1.100 Menschen Aktien für 3,6 Millionen Euro geordert. Dann sollten wir doch bei 80 Millionen Deutschen 75 Millionen Euro akquirieren können.
Fehlen noch 300 Millionen?
Die kommen von institutionellen Anlegern. Wir müssten natürlich eine Dividende von mindestens 2 Prozent ausschütten, um die Inflation auszugleichen.
Wer kauft eine so unrentable Aktie?
Mit der Aktie ist natürlich kein Reibach zu machen. Wir sind auf moralische Unterstützung des Staates angewiesen. In die Expo haben Firmen ja auch hunderte von Millionen investiert ohne klare Aussicht auf Profite.
Angenommen, das klappt, wer zahlt die Dividende?
Da die privaten Anleger die Museen und die Bibliothek mitfinanzieren, müsste der Staat auf seinen Anteil verzichten. Bei 2 Prozent müssten wir also im Jahr noch sieben Millionen Euro aufbringen. Die soll ein elegantes 17.000 Quadratmeter großes Gesellschaftszentrum erwirtschaften. Internationale Firmen wollen sich an der Planung beteiligen. So etwas fehlt Berlin.
Da bleibt nicht viel Platz für Museen und die Bibliothek?
Zwei Drittel der Schlossfläche sind für diese Einrichtungen reserviert. Genügt das nicht, müssen einige Teile der Bibliothek in der Breiten Straße bleiben. Im Schloss wäre nur Publikumsverkehr. Die Restaurants im Schloss dienen ja auch der Öffentlichkeit, und so gehen hier die Lichter nicht schon um 18 Uhr aus.
INTERVIEW: THILO KUNZEMANN
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