piwik no script img

KongoUreinwohner fordern Abholzungsstopp

Kongos Pygmäen reagieren auf Weltbank-Selbstkritik in der Regenwaldpolitik. Im Visier ist auch ein deutscher Betrieb.

Die Pygmäen wehren sich gegen die industrielle Ausbeutung ihres Waldes. Bild: dpa

BERLIN taz Um die Zukunft des Regenwalds in der Demokratischen Republik Kongo, eines der größten der Welt, ist ein heftiger politischer Streit ausgebrochen. Eine Gruppe von Vertretern der Pygmäen, Ureinwohner des Kongo-Flussbeckens, hat die Regierung des Landes dazu aufgefordert, alle Abholzungsaktivitäten einzustellen. Sie reagiert damit auf einen internen Bericht der Weltbank, führender internationaler Partner des Kongo beim Aufbau einer funktionierenden Regenwaldpolitik, der der Bank mangelnde soziale und ökologische Sensibilität vorgeworfen hatte.

Der Kongo müsse "vom Weg der industriellen Ausbeutung des Waldes abkehren, um stattdessen Modelle der nachhaltigen Entwicklung der Wälder zu fördern", heißt es in der Schlusserklärung der 12 Pygmäen-Organisationen des Kongo, die sich letzte Woche in der Hauptstadt Kinshasa trafen. Es sind die gleichen Organisationen, die 2005 bei der Weltbank Beschwerde über die Regenwaldpolitik eingereicht und damit die interne Untersuchung erst losgetreten hatten. Sie fühlen sich nun in ihrer Kritik voll bestätigt und fordern "die sofortige Annullierung aller Waldtitel, die unter Verletzung des im Mai 2002 auf die Erteilung neuer Waldkonzessionen verhängten Moratoriums vergeben oder erneuert worden sind" sowie "die sofortige Einstellung aller Ausbeutungsaktivitäten in den genannten Titeln".

Ferner sollten Regierung und Weltbank eine Umweltverträglichkeitsprüfung der kongolesischen Forstpolitik und die Erstellung eines Entwicklungsplans für die Waldbevölkerungen nachholen. Ohne deren Zustimmung dürften Holzfirmen nicht länger tätig sein.

Kongo zählt rund 600.000 Pygmäen, rund ein Prozent der Bevölkerung, aber sie bilden die Bevölkerungsmehrheit in einigen der wertvollsten Waldgebiete. Größtes Tropenholzunternehmen des Kongo ist die "Société Industrielle et Forestière du Congo" (Siforco), eine Tochter der deutschen Danzer-Gruppe. Sie betreibt mit dem Sägewerk Maluku nahe Kinshasa den größten holzverarbeitenden Betrieb des Landes und begegnet Kritik an ihrer Arbeit mit dem Verweis auf gültige Holzbeschaffungsverträge mit dem Staat, laufende Verfahren zur Bestätigung ihrer Konzessionen unter Kongos neuen Forstgesetzen und ein 2006 erteiltes Legalitätszertifikat der international anerkannten Schweizer Prüfstelle SGS. Sollten Weltbank und Regierung auf die Forderungen der Pygmäen eingehen, würde dies das vorläufige Aus für das Siforco-Werk und damit die größte deutsche Investition im Kongo bedeuten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!