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Konflikte in RuandaMusikstar Kizito Mihigo ist tot

Einst war er Liebling der Regierung in Ruanda, ein YouTube-Video machte ihn zu einem Problem. Jetzt wurde er tot in seiner Zelle gefunden.

Kizito Mihigo kurz nach einer Festnahme im Jahr 2014 Foto: Stephanie Aglietti/afp

KAMPALA taz | Er war Ruandas berühmter Gospelsänger und Komponist. Aber am Montagfrüh wurde Kizito Mihigo nach Angaben der Polizei in seiner Zelle im Gefängnis der ruandischen Ermittlungsbehörde RIB in der Hauptstadt Kigali tot aufgefunden. Laut Polizei hat der 38-Jährige Selbstmord begangen, er habe seine Bettlaken zu einer Schlinge zusammengebunden und sich damit am Fenster erhängt.

Mihigo war Ende vergangener Woche festgenommen worden. RIB beschuldigte ihn, illegal ins Nachbarland Burundi reisen zu wollen und dafür Grenzbeamte bestochen zu haben. Die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern sind seit Jahren zutiefst gestört. Immer wieder kommt es zu Scharmützeln zwischen Soldaten entlang der Grenze, erst vor zwei Wochen gab es heftige Gefechte.

Ruandas Regierung beschuldigt das Regime in Burundi, radikale Hutu-Ideologien zu predigen und die Tutsi-Minderheit aus Burundi vertrieben zu haben. Kizito Mihigo wurde nun vorgeworfen, er wolle sich einer Hutu-Rebellengruppe in Burundi anschließen, die Angriffe auf Ruanda plane.

Bereits im April 2014, am 20. Gedenktag des Völkermords in Ruanda 1994, war Mihigo spurlos verschwunden. Erst zehn Tage später meldete die Polizei seine Verhaftung. Er habe mutmaßlich mit der Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) zusammengearbeitet, um die Regierung zu stürzen.

Für Ruanda ein Schock

Die FDLR wurde im Nachbarland Kongo gegründet, unter ihren Anführern sind zahlreiche Täter und Kommandeure der ehemaligen ruandischen Hutu-Armee, die 1994 den Völkermord an über einer Million Tutsi verübt hat, und sie unterhält enge Beziehungen zur Regierung in Burundi. Ruanda vermutet, Burundi ermögliche es der FDLR, über burundisches Gebiet Ruanda anzugreifen.

Die Verhaftung Mihigos 2014 war damals für Ruanda ein Schock. Der junge Musiker und TV-Moderator, dessen Vater während des Völkermords umgekommen war, galt damals als Aushängeschild der Regierung, er setzte sich für Versöhnung und Frieden ein, komponierte Ruandas neue Nationalhymne mit und trat regelmäßig bei offiziellen Anlässen auf.

Vom Liebling der Regierung wurde Mihigo zum Liebling der Exilopposition

Doch nur wenige Tage vor den Gedenkfeiern zum 20. Jahrestag des Völkermords an den Tutsi hatte er einen kritischen Song auf YouTube hochgeladen. Darin beschuldigte er Ruandas heutige Armee, 1994 beim Sturz des Völkermordregimes Rachetötungen an Hutu begangen zu haben. Nach seiner Verhaftung wurde sein Song in Ruanda verboten und von YouTube gelöscht. Vom Liebling der Regierung wurde Mihigo zum Liebling der Exilopposition.

In seiner ersten Anhörung vor Gericht bekannte sich Mihigo schuldig. Knapp ein Jahr später wurde er zusammen mit anderen wegen Verschwörung zu zehn Jahren Haft verurteilt. 2018 kam er aufgrund eines Generalerlasses von Präsident Paul Kagame gemeinsam mit weiteren rund 2.000 Gefangenen frei.

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1 Kommentar

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  • "Darin beschuldigte er Ruandas heutige Armee, 1994 beim Sturz des Völkermordregimes Rachetötungen an Hutu begangen zu haben." Stimmt das denn so? Soweit ich das erinnere, ging es doch darum, auch an die zu erinnern, die bei den militärischen Aktionen gegen den Genozid getötet wurden. (Kenn den Text aber leider nicht so genau). Und inwieweit wurde der Künstler mit seinem Song wohl von der gewissen Exilopposition vereinahmt? Aber offensichtlich ist die Geschichte des Genozid immer noch nicht wirklich so richtig aufgearbeitet. Sehr schade das Ganze auf jeden Fall!