Konflikt zwischen Israel und Iran: Eskalation auf dem Golan
Die Lage zwischen Israel und Iran ist angespannt. Nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomdeal mit Teheran kam es zum militärischem Schlagabtausch.
Die Quds-Brigaden hätten Raketen des Typs Grad und Fadschr-5 eingesetzt, sagte der israelische Armeesprecher. „Wir sehen diese iranische Attacke auf Israel als sehr schwerwiegend an.“ Keine der auf die Golanhöhen abgefeuerten Raketen habe ihr Ziel getroffen. Mehrere seien von der israelischen Raketenabwehr abgefangen worden. Es habe auch keine israelischen Opfer gegeben.
In Syrien sind Menschenrechtlern zufolge mindestens 23 Menschen getötet worden. Bei den Opfern der Bombardements in der Nacht zum Donnerstag habe es sich um fünf syrische Soldaten und 18 Kämpfer syrischer Verbündeter gehandelt, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die angegriffenen Ziele im Süden und Zentrum des Landes seien Stellungen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und der syrischen Armee. In einer von ihnen hätten sich auch iranische Kämpfer aufgehalten.
Die israelischen Luftangriffe in Syrien gehörten zu den „größten, die Israels Armee gegen iranische Ziele unternommen hat“. Man habe dem iranischen Militär schweren Schaden zugefügt. Es seien Einrichtungen des Geheimdienstes, der Logistik, Militärposten, Lagerräume und Spähposten getroffen worden. Man habe auch das Gefährt zerstört, von dem aus die Raketen auf die Golanhöhen abgefeuert wurden. Es habe sich in 30 bis 40 Kilometern Entfernung von Damaskus befunden.
Die syrische Luftabwehr habe israelische Flugzeuge beschossen, aber nicht getroffen. „Wir haben die Syrer gewarnt, sich nicht einzumischen, aber sie haben es trotzdem getan.“ Israel sei „auf verschiedene Szenarien vorbereitet“, sagte Conricus. „Wir sind nicht an einer Eskalation interessiert, aber weitere Versuche, Israel zu attackieren, werden eine schwerwiegende Reaktion zur Folge haben.“ Man habe Russland vor dem Angriff in Syrien informiert.
Berlin betont Israels Recht auf Selbstverteidigung
Die Angriffe erfolgten einen Tag nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte am Mittwoch auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin besucht. Dieser hatte angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen Israel und dem Iran zu einer Lösung des Konflikts aufgerufen.
Die Bundesregierung in Berlin hat besorgt auf die Berichte über iranische Raketenangriffe auf israelische Armeeposten reagiert. „Diese Angriffe sind eine schwere Provokation, die wir auf das Schärfste verurteilen“, erklärte das Auswärtige Amt am Donnerstag auf Twitter. „Israel hat, das haben wir immer betont, ein Recht auf Selbstverteidigung.“
Mit Hinweis auf Warnungen vor einem iranischen Angriff von Syrien aus hatte Israels Armee schon am Dienstag Reservisten mobilisiert. Die Armee hatte zudem Ortschaften auf den Golanhöhen angewiesen, die Luftschutzbunker zu öffnen. Israel hatte die Golanhöhen 1967 erobert und später annektiert. Die Armee wies die Einwohner der Golanhöhen am Donnerstag an, ihrer normalen Routine nachzugehen. Schulen und Kindergärten blieben geöffnet.
Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, bei den israelischen Angriffen seien unter anderem Einheiten der Luftverteidigung, eine Radarstation und ein Munitionslager getroffen worden. Syriens Luftabwehr schoss demnach Dutzende israelische Raketen ab. Die meisten hätten ihr Ziel nicht erreicht, berichtete Sana.
Auch in der Nacht zuvor wurde ein mutmaßlicher israelischer Raketenangriff auf Ziele in Syrien gemeldet. Dabei kamen nach Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 15 Menschen ums Leben. Der Angriff habe einem Waffenlager der iranischen Revolutionsgarden gegolten.
Teheran ist neben Russland und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah wichtigster Verbündeter des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad. Der Iran hat nach israelischen Angaben in den vergangenen Monaten seine militärische Präsenz im Land weiter ausgebaut. Israel wird für Luftangriffe in Syrien verantwortlich gemacht, bei der auch Iraner getötet wurden. Teheran drohte mit Vergeltung.
Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman vorerst nicht von weiteren Angriffen aus. „Ich hoffe, wir haben dieses Kapitel beendet und jeder hat die Botschaft verstanden“, sagte Lieberman am Donnerstag auf einer Sicherheitskonferenz in der Nähe von Tel Aviv.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation