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Konflikt um Faruk SenUnterstützung trotz Ausrutscher

Der Zentralrat der Juden, die Türkische Gemeinde und jüdische Persönlichkeiten sind gegen die Abberufung Faruk Sens vom Chefposten des Zetrums für Türkeistudien.

Faruk Sen: Im Hintergrund hält ihm NRW-Integrationsminister Armin Laschet noch die Treue. Bild: dpa

Der beurlaubte Leiter des Essener Zentrums für Türkeistudien (ZfT), Faruk Sen, erhält breite Unterstützung. Der Zentralrat der Juden und die Türkische Gemeinde in Deutschland appellierten schriftlich an den NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU), Sen nicht zu entlassen. Laschet steht dem ZfT-Kuratorium vor. Auch zahlreiche bekannte jüdische Persönlichkeiten kritisierten im Gespräch mit der taz die Beurlaubung Sens.

Sen hatte jüngst geschrieben, Türken in Deutschland "sehen sich einer Diskriminierung und Ausgrenzung ausgesetzt, der schon die Juden, wenn auch auf einer anderen Skala und in unterschiedlicher Erscheinung, ausgesetzt waren". Sie seien die "neuen Juden Europas". Für diesen Vergleich hat er sich entschuldigt. Dennoch wurde er vom ZfT-Vorstand beurlaubt. Eine endgültige Entscheidung über seine Abberufung soll in einer Sondersitzung des Stiftungskuratoriums am 18. Juli fallen.

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, schrieb der taz, Sen sei "seit Jahrzehnten ein Freund der jüdischen Gemeinschaft". Dessen "beabsichtigte Entlassung" verfolge er mit "Befremden und Unverständnis". Der Münchner Historiker Michael Wolffsohn bezeichnete die Aussagen Sens zwar als "völlig deplatziert", den Türken in Deutschland stehe kein Holocaust bevor. Andererseits sei ihre Diskriminierung "nicht zu bestreiten". Im Diskurs "dürfen Ausrutscher möglich sein", sagte er der taz.

Der Frankfurter Publizist Micha Brumlik nannte die Aussagen Sens "unsinnig, historisch ungenau und der Sache nach falsch". Gleichwohl seien sie wohl für manche ein Anlass, Sen loszuwerden. Auch Julius Schoeps, emeritierter Leiter des Moses-Mendelssohn-Zentrums in Potsdam, hält es für überzogen, Sen deshalb zu entlassen. Die Leiterin des Berliner Büros des American Jewish Committee (AJC), Deidre Berger, nannte Sens Türken-Juden-Vergleich "sehr unglücklich". Sen sei sich aber wohl über die Konsequenzen seiner Worte nicht ganz im Klaren gewesen.

Auch die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) hat die Abberufung Sens kritisiert. Diese würde der von allen Seiten anerkannten Arbeit Sens für die Verständigung zwischen der Türkei und Deutschland in den vergangenen 23 Jahren nicht gerecht, schrieb der Bundesvorstand der Gemeinde am Montag an Laschet und forderte das Kuratorium der Stiftung auf, die Entscheidung des Vorstands zu revidieren. "So einen Abgang darf es für Faruk Sen nicht geben", sagte der TGD-Vorsitzende Kenan Kolat der taz. Der umstrittene Vergleich Sens sei natürlich "unglücklich und politisch abwegig". Er habe sich aber bereits für diesen Fehler entschuldigt. Mit seinem Artikel habe er zudem ausgerechnet einen jüdischen Geschäftsmann in der Türkei verteidigen wollen. "Diese Vorwürfe reichen für die Abberufung nicht aus", so Kolat. Er vermutet, dass es noch andere Gründe für die Abberufung gibt. So dies der Fall sei, müssten sie benannt werden.

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