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Kommunalisierung in ThüringenGenossenschaft plant Stadtwerkekauf

Die Initiative "Energie in Bürgerhand" sucht Partner zum Kauf der Stadtwerke Jena-Pößneck. Das wäre die Alternative zur geplatzten Übernahme der Holding im Sommer.

Bald in Genossenschaftshand? Strommast im Thüringer Wald. Bild: ap

FREIBURG taz | Die Freiburg-Schönauer Initiative "Energie in Bürgerhand eG" (EiB) plant einen Einstieg bei den Stadtwerken Jena-Pößneck sowie bei der KommunalPartner GmbH, einem Stadtwerkeverbund in Baden-Württemberg. Ursprünglich hatte die Genossenschaft einen Teil der Stadtwerke-Holding Thüga übernehmen wollen und zu diesem Zweck binnen eines Jahres rund 28 Millionen Euro von Bürgern eingesammelt. Seit das Projekt im Sommer jedoch am Widerstand einiger Thüga-Gesellschafter scheiterte, prüfte die Initiative alternative Angebote.

"Es haben sich in den vergangenen Monaten zahlreiche Unternehmen bei uns gemeldet, die offen für einen Einstieg unserer Genossenschaft sind", sagt EiB-Vorstand Burghard Flieger. Jena habe man nun unter anderem deswegen ausgewählt, weil das Unternehmen für ein ostdeutsches Stadtwerk wirtschaftlich gut aufgestellt sei. Zudem habe die Stadt mit einer Mehrheit von CDU, SPD und Grünen beschlossen, eine im Gesellschaftsvertrag verankerte "Call-Option" auszuüben mit dem Ziel, Eon aus den Stadtwerken herauszudrängen. Diesen Eon-Anteil von 10 Prozent will EiB für einen Betrag von vermutlich 25 bis 30 Millionen Euro übernehmen.

Parallel dazu will die Genossenschaft mit den KommunalPartnern neue Stadtwerke gründen und Stromnetze übernehmen. Hier ist von einer Beteiligung in Höhe zwischen 5 und 7 Millionen Euro die Rede. Hinter den KommunalPartnern mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee stehen bislang sechs württembergische Stadtwerke: die Energieversorgung Filstal, die Stadtwerke in Bietigheim-Bissingen, Mühlacker, Schwäbisch Hall und Tübingen sowie die Technischen Werke Friedrichshafen. Sie sind angetreten, Gemeinden zur Gründung eigener Stadtwerke zu motivieren und bei Interesse der jeweiligen Kommune auch selbst als Mitgesellschafter einzusteigen. Der Zeitpunkt ist günstig: In zahlreichen Kommunen laufen in den kommenden zwei Jahren die Konzessionsverträge aus. Ein erstes Projekt ist die bereits erfolgte Neugründung der Stadtwerke Müllheim-Staufen in Südbaden.

Die EiB ist geprägt von Michael Sladek, dem Gründer und Vordenker der Elektrizitätswerke Schönau. Der oft als Stromrebell bezeichnete Dorfarzt hat sich zum Ziel gesetzt, "den Atomkonzernen Stromnetze abzujagen oder sie aus ihren Beteiligungen an Stadtwerken herauszudrängen". Seit Frühjahr 2009 sammelt die Initiative daher Geld von Bürgern auf einem Treuhandkonto. Nach der Abfuhr seitens der Thüga hofft die Genossenschaft mit Sitz in Freiburg jetzt, dass die Geldgeber auch den neuen Projekten die Stange halten und dass weitere Interessenten hinzustoßen.

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2 Kommentare

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  • E
    Erhard

    EiB will doch noch was verändern!

     

    Wenn die alle schon astrein ökologisch wären bräuchten wir keine EiB mehr. EiB ist doch nicht nur als ökologische Geldanlage gedacht sondern es soll sich auch was verändern beim Energiemix und bei der Einstellung der Bürger (Genossenschaft) zu ihren Stadtwerken.

    Wenn wir Mitspracherecht haben können wir doch was verändern und die Veränderung ist unsr Ziel!

  • M
    Mark

    Was im Artikel leider nicht steht:

    Die Stadtwerke Jena-Pößneck, ebenso wie die meisten beteiligten der Kommunalpartner, sind alle beteiligt an der Planung von neuen Kohlekraftwerken. Im Fall von Jena ist es das Trianel-Kraftwerk Krefeld, im Fall diverser Stadtwerke der Kommunalpartner das Südweststrom-Kraftwerk Brunsbüttel.

     

    Wenn es "Energie in Bürgerhand" wirklich um eine ökologische Stromversorgung geht, sollten sie sich dazu mal äußern.