Kommentarzur Spreereinigung: Senat verschläft Visionen
Die Idee, die Spree mit Abwassertanks wieder zum Badefluss zu machen ist alles andere als eine Spinnerei.
Ein guter Verkäufer ist Ralf Steeg nicht. Redet er über sein Projekt Spree 2011, sagt er nur das Nötigste, schließlich ist er Ingenieur. Und ein Überzeugungstäter. Zur Rettung des Planeten will er mit seinem Vorhaben beitragen. Manch ein Investor wird da mit den Augen rollen.
Der eine oder die andere Senatorin wohl auch. Das aber kann wohl nicht der Grund sein, warum der Senat Spree 2011 bisher mehr schlecht als recht unterstützt hat. Dass die Idee, die Spree mit Abwassertanks wieder zum Badefluss zu machen, alles andere als Spinnerei ist, zeigt schließlich das Bundesforschungsministerium. Das ist mit 2 Millionen Euro dabei - für den Bau und die Begleitforschung der TU. Die Landesregierung hatte bislang nur warme Worte.
Das könnte sich bald als Fehler herausstellen. Schon im Frühjahr, wenn die Pilotanlage fertig ist, werden sich die Feuilletons und internationalen Magazine auf das neue Wunder der kreativen Hauptstadt stürzen. Und warum sollte Spree 2011 nicht auch Deutschland bei der Architekturbiennale vertreten?
Schließlich: Läuft der Probebetrieb der Pilotanlage rund, werden andere Städte Schlange stehen. Nur dass sich dann nicht Klaus Wowereit der Förderung neuer Technologien rühmen darf, sondern die alte oder eine neue Bundesforschungsministerin.
Will der Senat Visionen aus Berlin, das sich ebenso lange wie erfolglos schon mit dem Titel Solarhauptstadt schmücken wollte, nicht verschlafen, muss er endlich einsteigen in Spree 2011. Schließlich ist die Pilotanlage erst der Anfang. Um die Spree zwischen Elsenbrücke und Mühlendamm zur Badewanne zu machen, braucht es weitere 14 Abwassertanks. Und die werden sich nicht allein durch eine coole Nutzung finanzieren lassen.
Dass sich die neue Technologie rechnet, scheint ohne Zweifel. Der Bau unterirdischer Rückhaltebecken aus Beton, hat Steeg errechnet, ist ein Drittel teurer als die schwimmenden Tanks. Warum also zögern? Wer in Spree 2011 investiert, kann sogar sparen. Und sich auf einen Imagegewinn freuen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!