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Kommentare von Wolfgang Schäuble zum ZeitgeschehenIm Respekt vor anderen Meinungen

In der Fülle der Veränderungen, die ja alle für sich genommen schon grundlegend und disruptiv sind, habe ich eine solche Zeit noch nicht erlebt. Ich kann mich noch gut an die Kubakrise erinnern. Damals stand die Welt am Rande eines Atomkriegs. Wir hielten den Atem an. Hinzu kam der Bau der Mauer und damit die Zementierung der deutschen Spaltung. All das war belastend, aber in den Folgejahren brachte die Blockkonfrontation eine gewisse Übersichtlichkeit und Berechenbarkeit. Alle diese Krisen heute fallen zudem in eine Zeit, in der die Dominanz der westlichen Welt abnimmt, was die für uns ersichtlichen Gefahren nicht gerade kleiner macht. (24. 12. 2023 in der Welt am Sonntag)

Früher war es ehrenrührig, wenn man dabei erwischt wurde, nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Heute sind Fake News oft nichts Ehrenrühriges, sondern fast normal in der politischen Auseinandersetzung. Das ist gefährlich für die Demokratie. Diskussionen ohne Bezug auf Fakten gefährden die Grundlagen der Demokratie. Deswegen glaube ich persönlich, dass dies die größte oder die gefährlichste Krise ist, die wir zurzeit haben. (12. 12. 2022 in der taz)

Deutschland trägt wegen seiner Vergangenheit eine große Verantwortung, nicht weit von hier steht das Holocaust-Mahnmal. Ich war lange der Überzeugung, dass uns unsere Geschichte vor Entwicklungen wie in anderen europäischen Ländern schützt. Da scheint sich etwas zu enttabuisieren. (8. 6. 2018 in der taz)

Vor drei Jahren habe ich angesichts des großen Zustroms von Flüchtlingen und Migranten aus der süd- und südöstlichen Nachbarschaft Europas gesagt, dass mir das wie ein Rendezvous mit der Globalisierung vorkomme. Heute scheint mir, dass wir erst jetzt so richtig erkennen, welche Auswirkungen das auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land hat. Manche Bürger finden sich, ihre Empfindungen und Wahrnehmungen in unseren politischen und medial vermittelten Debatten nicht wieder. Das aber ist eine Voraussetzung dafür, dass wir die vielen atemberaubend schnell und grundlegend erscheinenden Veränderungen für alle erträglich gestalten – gewaltfrei und im Respekt vor unterschiedlichen Meinungen und Betroffenheiten. (11. 9. 2018 im Bundestag)

Trotzdem bleibt es natürlich richtig, dass eine vernünftige Wirtschafts- und Finanzpolitik die Grundlage dafür ist, dass wir die großen Herausforderungen auch in Zukunft meistern können. Da der Vorsitzende der Fraktion Die Linke dankenswerterweise eingeführt hat, dass wir alle bibelfest sein müssen und auch entsprechend zitieren sollten, will ich, da ich auch auf dem Kirchentag schon über diese Bibelstelle diskutiert habe, daran erinnern, dass es in Lukas 16, Vers 11 heißt: „Wenn ihr also im Umgang mit dem leidigen Geld nicht zuverlässig seid, wird euch niemand das wirklich Wertvolle anvertrauen.“ (27. 11. 2015 im Bundestag)

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