Kommentar : Schul-Demokratie
Die Formel, auf die Willi Lemke und die SPD-Spitze sich verständigt haben, ist klüger als alles, was sonst über das Thema beschlossen worden ist: Generell hat Religion in der Schule nichts zu suchen, das ist gute bremische Tradition, und wenn eine Schule eine Ausnahme machen will – warum nicht?
Kommentar von Klaus Wolschner
Diese Regelung vermeidet die unsägliche Bezugnahme auf die „christlich-abendländische Tradition“. Dazu gehören nämlich Kreuzritter und Hexenverbrennungen ebenso. Gut ist auch, dass die politische Entscheidung nicht den Gerichten überlassen wird. Wo es um Schulfrieden geht, darf durchaus der Schule etwas zugemutet werden. Die Zeiten sind vorbei, in denen der staatliche Bildungsauftrag vehement gegen bornierte und unaufgeklärte Kirchenvertreter durchgesetzt werden musste. Eine Lehrerin in Nonnentracht muss heute den Schulfrieden genauso wenig stören wie eine Lehrerin mit Kopftuch – das kommt immer auf die Persönlichkeit der Lehrkraft an. Eine Schulkonferenz kann ihre Entscheidung sogar korrigieren.
Wenn dann die Schulen auch mehr mitreden dürfen bei der Einstellung ihrer Lehrkräfte, dann wird das eine runde Sache: moderne Schuldemokratie ersetzt wilhelminische Bildungsbürokratie.