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KommentarTürkische Verbände in der Schmollecke

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Die türkischen Verbände haben Recht, wenn sie das neue Zuwanderungsrecht kritisieren. Am Integrationsgipfel nicht teilzunehmen wäre trotzdem ein Fehler.

M it ihrer Drohung, dem Integrationsgifel am Donnerstag fern zu bleiben, haben sich die türkischen Verbände in eine Sackgasse manövriert. Nun stehen sie als bockige Verweigerer dar, die sich in die Schmollecke zurückziehen, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden - zumal die meisten Deutschen nicht recht verstehen dürften, worum es eigentlich geht.

Bild: taz

Daniel Bax, 36, ist taz-Meinungsredakteur.

Dabei ist die Kritik der türkischen Verbände am neuen Zuwanderungsrecht durchaus verständlich. Welche Gruppe würde denn nicht protestieren, wenn schärfere Gesetze zu ihren Lasten beschlossen werden? Mit ihrer "Reform" hat die Bundesregierung nicht nur die Einbürgerung von Migranten, sondern auch den Nachzug von Ehegatten aus bestimmten Ländern erschwert: Künftig muß eine türkische Anaphabetin Deutschkenntnisse nachweisen, wenn sie zu ihrem Ehepartner nach Deutschland ziehen möchte, eine Amerikanerin oder ein Japaner aber nicht: das ist eine bewusste Ungleichbehandlung.

Begründet werden die Verschärfungen offiziell, damit sollten "Zwangsehen" unterbunden werden. Doch das ist nur ein Vorwand, um jedweden Familiennachzug aus Ländern wie der Türkei zu erschweren, und vor allem jede weitere Zuwanderung aus unteren sozialen Schichten. Die türkischen Verbände empfinden das als diskriminierend, doch ihre lautstarken Proteste wurden schlicht überhört. Der Fall zeigt deutlich, was die Bundesregierung unter Integration versteht: Der deutsche Staat verordnet Gesetze, die Einwanderer müssen sich fügen.

Doch immerhin hat die Bundesregierung auch angekündigt, am Donnerstag ihren "Nationalen Integrationsplan" vorzustellen, mit dem sich Bund, Länder und Kommunen verpflichten, die Eingliederung von Migranten zu verbessern. Wie dringend das nötig ist, zeigt eine aktuelle OECD-Studie, die belegt, wie sehr Migranten auf dem deutschem Arbeitsmarkt diskriminiert werden. Was das Zuwanderungsrecht angeht, so wird den türkischen Verbänden nichts anderes übrig bleiben, als die Verschärfungen hinzunehmen. Der Integrationsgipfel aber bietet noch immer die Chance, auf echte Verbesserungen für Migranten in Deutschland zu drängen.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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9 Kommentare

 / 
  • SD
    someones daughter

    Nachtaktiv schrieb:

     

    "Warum schreibt Herr Bax nicht mal einen Kommentar darueber, warum bestimmte Leute Frauen "importieren", die der deutschen Sprache nicht maechtig sind und welche Konsequenzen das fuer die Frauen hat."

     

    Spielen Sie auf die "Import"frauen aus Osteuropa, von den Phillipinen oder aus Thailand an, die bevorzugt von deutschen Männern mit erschreckend niedrigem Sprach- und Bildungsniveau (Gruß an Herrn Stein)

    "importiert" werden?

     

    Apropos Sprache:

     

    "Nennen wir es Spracharpeitheit."

     

    Meinten Sie vielleicht Apartheid? :-)

  • PN
    Paul Nellen

    "Der Fall zeigt deutlich, was die Bundesregierung unter Integration versteht: Der deutsche Staat verordnet Gesetze, die Einwanderer müssen sich fügen."

     

    Verzeihung, wenn ich so stammtischplatt aber auslandserfahren frage: ist das nicht in jedem Land so, in das ich einwandern will - dass ich den Gesetzen zu gehorchen habe, die dort jeweils gelten, andernfalls lasse ich es?

  • BA
    Benjamin Aydin

    Das ätzende drohende Gebaren der türkischen Verbände zeigt

     

    1. wie sehr diese schon von nationalistischen und hetzerischen türkischen Politikern und Medien manipuliert werden und sich manipulieren lassen

     

    2. wirft ein Schlaglicht darauf, mit welchen Problemen es Deutschland und Europa zu tun haben werden, wenn dieses Land einmal tatsächlich in die EU aufgenommen werden sollte. Dann bleibt es nicht bei Drohungen, sondern die Türken werden ihre a) nationalistischen und b) islami(sti)schen Vorstellungen auch aufgrund Bevölkerungsstärke innerhalb der EU durchsetzen.

     

    Da das vernünftige Politiker und auch immer mehr Menschen hoffentlich erkennen (werden), dürfte die Absage der türkischen Verbände ein schönes Eigentor für Ankara sein.

  • N
    Nachtaktiv

    Man soll es kaum glauben, aber Gesetze gelten sogar fuer Nicht-Migranten. Darueber hinaus bieten Gesetze auch eine Schutzfunktion fuer Buerger. Und wenn einem Gesetze nicht passen, dann moege man sich bitte am demokratischen und transparenten Gesetzbildungsprozess beteiligen. Das kann man auch als deutscher mit Migrationshintergrund ohne weiteres tun - vorausgesetzt man beherrscht die Sprache hinreichend. Warum schreibt Herr Bax nicht mal einen Kommentar darueber, warum bestimmte Leute Frauen "importieren", die der deutschen Sprache nicht maechtig sind und welche Konsequenzen das fuer die Frauen hat. Nennen wir es Spracharpeitheit.

  • AT
    Ayse Turan

    Man kann hier wirklich nicht mehr von einer Ungleichbehandlung sprechen, wenn deutsche Staatsbürger mit türkischer Herkunft bei Ehegattennachzug nicht in Sozialhilfebezug sein dürfen. Was hat das mit der Verhinderung von Zwangsverheiratung zu tun? Warum soll ich denn überhaupt noch die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen, wenn es zwei Arten von dieser gibt. In meinem Umfeld spricht man schon von einer Art Apartheit, was zutreffender sein würde als Ungleichbehandlung. All das ist interationshindernd. Hinzu kommt, dass die deutschen Medien auch nicht viel dazu beitragen, wenn sie immer Fotos mit Frauen mit Kopftüchern abbilden, wenn es um Nachrichten über Migranten geht.

    Viele Grüße

  • WS
    wolfgang stein

    Man möge sich doch bitte mal die Sozial-

    struktur von in Deutschland lebenden

    Japanern und Amerikanern anschauen und

    diese mit den türkischen Lebensverhält-

    nisen vergleichen. Daraus ergibt sich der Sinn des neuen Gesetzes. Türkische

    und arabische Sozialhilfeemplänger hat

    dieses Land schon genug. Japanische und

    amerikanische Zuwanderer haben ein Bildungsniveau, welches den Türken

    und Arabern leider fehlt.

  • MK
    Martin Klocke

    "Der Fall zeigt deutlich, was die Bundesregierung unter Integration versteht: Der deutsche Staat verordnet Gesetze, die Einwanderer müssen sich fügen."

    Wie bitte, das soll etwas schlechtes sein, das man der Bundesregierung ankreiden kann? Dies ist das, was alle Staaten weltweit tun, und dies ist die einzige Art, wie man mit Einwanderern umgehen muss: Klare Spielregeln, sonst gibt es Verwirrung. Wir haben in Deutschland viel zu lange Verwirrung gestiftet, Jeder dachte, er könne beliebige Verhaltensweisen aus seinem Heimatland mitnehmen. Die neuen Spielregeln benachteiligen Menschen, die minderjährige, nicht des Deutschen mächtige Heiratspartner ins Land holen möchten - gut so! Dass einige Türken hierbei auf die Barrikaden gehen, zeigt unverholen, was momentan gängige Praxis ist und uns allen als Gesellschaft extrem schadet!

    Grüße aus Düsseldorf

    Martin Klocke

  • JB
    Jürgen Busch, Hamburg

    1. Die türkischen Verbände werden an dem Integrationsgipfel teilnehmen.

    2. Diese Teilnahme wird als Ausdruck dafür, daß die hier eingewanderten Türken wirklich an einer Integration interessiert sind und als Erfolg für beide Seiten, gefeiert werden.

  • IN
    Ihr Name Alster

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    Was ist das für eine wirre Ansicht?

    Die Deutschen erlassen Gesetze und

    die Einwanderer müssen sich fügen!?

    Das ist doch wohl selbstverständlich,

    dass sich Einwanderer den Bestimmungen des Gastlandes fügen müssen und nicht umgekehrt. Und außerdem, wie schnell lernen Asiaten

    und Afrikaner deutsch! Weil sie gewillt sind deutsch zu lernen.