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Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Schon wieder ein positiver Doping-Test bei der Tour de France. Wer geglaubt hat, der Radsport könnte sich selbst reinigen, war naiv.

E s war ein netter Versuch. Mehr nicht. Mit den größtmöglichen PR-Anstrengungen inszenierte sich der deutsche Rennstall T-Mobile als erste Anti-Doping-Sportgruppe im Radsport. Es sollte alles anders werden in dieser merkwürdigen Sportart, in der ohne Doping beinahe gar nichts mehr zu gehen scheint. Die Tränen eines geständigen Dopers sollten den Wendepunkt markieren. Mit T-Mobile, so wurde es herausposaunt, wird der Radsport sauber. Welch ein Irrglaube!

Bild: taz

Andreas Rüttenauer ist Sport-Redakteur der taz und hat selbst Erfahrungen im Radsport gemacht

Die wohlklingenden Worte von Teamchef Bob Stapleton sind nichts mehr wert, seit einer seiner Fahrer positiv getestet wurde. Die alten Gesetze des Radsports, in der zu einer guten Vorbereitung schon lange auch der Einsatz von unerlaubten Medikamenten gehört, gelten weiter. Es wird weiter gelogen und betrogen. Alle Starter bei der Tour de France haben ehrenhalber erklärt, mit Doping nichts am Hut zu haben. Auch Patrick Sinkewitz, der neue böse Bube, hat geschworen, sauber zu sein. Sein Team hat ihm geglaubt. Sie waren so stolz bei T-Mobile, dass die rosa Radler die vom Radsportweltverband UCI eingeforderte Ehrenerklärung als erste unterschrieben haben. Das kann man nur als naiv bezeichnen.

Genauso naiv waren ARD und ZDF. Auch bei den Öffentlich-Rechtlichen hat sich der Irrglaube an den sauberen Radsport allzu lange gehalten. Als Linius Gerdemann das Gelbe Trikot bekam, wurde er von den Reportern angehimmelt wie einst der junge Jan Ullrich, gefeiert wie der Messias eines neuen Bundes gegen das Doping. Von einem Generalverdacht, den vor dem Tourstart beinahe jeder gehegt hat, war nicht mehr die Rede. Nun haben ARD und ZDF die Konsequenzen gezogen und sich verabschiedet von der Tour. Ein Ausstieg von T-Mobile aus dem Radsport muss nun folgen. Alles andere lässt sich nicht mehr vermitteln.

Um die Zukunft des Radsports muss man sich auch dann keine Sorgen machen. Der wird immer seine Fans haben - egal, wie viel gedopt wird. Auch das haben die Berichterstattung von der Tour und die Resonanz darauf beim Publikum gezeigt.

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