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KommentarKlimaschutz reicht nicht

Kommentar von Stephan Kosch

Die mediale Allgegenwart des Klimawandels verdrängt das Problem der Feinstaubbelastung aus der Öffentlichkeit. Dabei tut hier eine restriktivere Politik not.

D er Klimawandel ist zum Mainstreamthema geworden. Politiker und Vorstandsvorsitzende versuchen sich mit dem früher so ungeliebeten Umweltthema zu profilieren. Nahezu jeder Verband sucht einen Dreh, um seine Themen mit einem Klimaschutzmäntelchen zu versehen, sogar Banken werben mit der globalen Erwärmung für Kredite und Geldanlagen. Vielleicht ist das tatsächlich eine Chance, dass am Ende tatsächlich mehr Menschen für den Umweltschutz aktiv werden.

Bild: taz

Stephan Kosch ist stellvertretender Ressortleiter des Wirtschaftsressorts der taz.

Allerdings verdrängt die mediale Allgegenwart des Klimawandels andere umweltpolitische Themen aus der Öffentlichkeit. Etwa die Belastungen durch Feinstaub in den Städten. Grenzwerte überschritten, Aktionspläne der Kommunen, Umweltzonen und Fahrverbote - alles Aufregerthemen des vergangenen Sommers. Und heute? Weiterhin liegt die Belastung durch den schädlichen Staub in vielen Städten weit über den EU-Vorgaben, Umweltzonen gibt es frühestens 2008, und die Nachfrage nach Filtern für die Umrüstung älterer Fahrzeuge dümpelt vor sich hin.

Allerdings ist Feinstaub auch ein undankbareres Thema als der Klimawandel. Bei der globalen Erwärmung sind die Szenarien beeindruckend, die konkreten Auswirkungen auf unseren Alltag bleiben noch gering. Die Lösungsansätze verheißen neue Märkte für deutsche Technologie. Und wenn Fernseher weniger Strom verbrauchen und die Häuser besser gedämmt sind, lohnt sich der Klimawandel am Ende sogar für unseren Geldbeutel. Der Kampf gegen den Feinstaub hingegen kostet - entweder Geld für Filteranlagen oder Freiheiten des Autofahrers, der demnächst möglicherweise nicht mehr in die Innenstadt fahren kann.

Verbote, Mehrkosten - das ist nichts für Politiker, die wiedergewählt werden wollen. Doch ohne solche Maßnahmen wird der Feinstaub in den Städten bleiben. Und wer glaubt, sich mit Klimawandel besser profilieren zu können, sei gewarnt. Auch hier dürfte die Zeit des schönen Redens bald vorbei sein. Wer es ernst meint, wird um eine restriktive Politik nicht herumkommen. Beim Klimaschutz und beim Feinstaub.

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1 Kommentar

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  • M
    Mathias

    Früher hat man im Sommer Sprengwagen (das sind Wassersprüher, für die die sowas noch nie gesehen haben)durch die Städte fahren lassen. Alles ohne Feinstaubhysterie und ohne ausgeklügelte Erfassungsmethoden.