Kommentar: Parlament als Kulisse
Deutschland unterstützt den Anspruch Kasachstans auf den OSZE-Vorsitz im Jahr 2009. Der sanfte Dialog mit Despot Nasarbejew hat keinen Reformeifer ausgelöst.
B erlins Dialog mit den zentralasiatischen Herrschern fördert statt Reformen - Autokraten. Deutlicher als in Kasachstan kann man die Verachtung demokratischer Grundsätze kaum zeigen. Der kasachische Staatsapparat ruft zu Parlamentswahlen auf, lässt wählen, und die Präsidentenpartei erringt alle Sitze im Parlament.
Das zentralasiatische Land beansprucht 2009 den Vorsitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, OSZE, die Demokratie und Menschenrechte in den Mitgliedstaaten fördern soll. Die deutsche Außenpolitik hat den Anspruch des ölreichen Steppenlandes von Anfang an unterstützt. Hauptargument war, dass Europa dadurch Kasachstan in die Pflicht nähme und den Reformprozess fördere. Verweigere man Kasachstan den Vorsitz, würde man das Land in die Arme Russlands und Chinas treiben. Doch von welchen Reformen kann man bei diesem Wahlergebnis noch reden? Die zentralasiatischen Autokraten richten sich in dem Status lebenslanger Herrschaft ein, und die Parlamente sind nur Kulisse. Es wäre gut, das in Berlin endlich zu akzeptieren.
In der Tat scheint sich unter der Ägide Pekings und Moskaus in Form der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (Schoz) ein Bündnis zu formen, das Europa und die USA aus Zentralasien herausdrängen will. Die Schoz hat diesen Anspruch auf dem Gipfeltreffen am vergangenen Donnerstag in Bischkek deutlich gemacht. Daher setzt Berlin auf den sanften Dialog mit den Despoten und bietet beharrlich eine Zusammenarbeit an. Wer hinter die Kulissen schaut, bemerkt aber, wie uneinig diese Despoten untereinander sind und wie sehr sie die Übermacht Chinas fürchten. Zentralasien braucht die Brücke nach Europa. Das ist das Pfund, mit dem auch Berlin wuchern sollte. Europa und Deutschland sollten klarmachen, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nicht für billige Münze auf den Markt getragen werden. Sonst wird man in Astana, Taschkent und Aschgabat nicht mehr ernst genommen. Europa verliert dann doppelt: Einfluss in der Region und das Ansehen seiner Werte.
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