Kommentar: Nachhaltig stinkig
Die Umweltzone ab 1. Januar wird Berlin kaum schlgaartig verändern. aber sie könnte nachhaltige Nebeneffekte haben.
Zwei Monate noch, dann geht es Autofahrern an den Kragen. Diesen Eindruck könnte man bekommen, wenn man das mit Vollgas betriebene Gemäkel der Lobbyverbände an der Umweltzone nur halbwegs ernst nimmt. Dabei wird mit jedem Tag deutlicher: Ab dem 1. Januar nennt sich Berlins City zwar Umweltzone. Sonst aber ändert sich nichts.
Zwar dürfen dann die schlimmsten Stinker nicht mehr durch die Innenstadt tuckern. Aber davon ist in der ersten Stufe kaum ein Pkw betroffen. Und wenn doch, hilft garantiert eine der zahlreichen Ausnahmeregeln.
Zum anderen nimmt selbst diese lasche Vorgabe fast niemand ernst. Kaum ein Autofahrer hat bisher die auch für saubere Flitzer notwendige Plakette beantragt. Schon jetzt ist absehbar, dass die Ämter den Antragsstau am Jahresende nicht bewältigen können. Doch selbst wer aktiv den Termin verpennt, muss nicht mit großem Ungemach rechnen. Denn die Polizei dieselt nicht nur weiter mit ihren alten Möhren durch die City, sie zählt die Kontrolle der Plaketten auch nicht zu ihren Hauptaufgaben.
Könnte man dann nicht gleich die Umweltzone in die Tonne treten? Keineswegs. Denn das softe Spektakel dient zur langsamen Gewöhnung an die etwas härteren Regeln, die ab 2010 gelten.
Nachhaltiger aber könnte eine Nebenwirkung der Umweltzone werden. Wer zum - wenn auch nur gefühlten - Schadstoffabbau gezwungen wird, verliert jedes Verständnis für die Dreistigkeit anderer. Wenn etwa der Stromkonzern Vattenfall ein ganzes Stadtviertel mit seiner Braunkohle beheizen will, wird der plakettengeplagte Autofahrer zu Recht stinkig. Und mit dieser Wut im Rücken lässt sich dann prima Umweltpolitik machen - gemeinsam gegen die Interessen der großen Frevler.
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