Kommentar: Käfighaltung macht krank
Landwirtschaftsminister Horst Seehofer ist vor den Eierbaronen eingeknickt: Die Legehennenverordnung gesteht Hühnern viel zu wenig Platz ein.
Natürlich kann man sich fragen: Was bringts, wenn junge Leute vor dem Landwirtschaftsministerium in der Wilhelmstraße - bekannt auch als Seehofers Gutshof - sich in einen Hühnerkäfig setzen und hungern, um so gegen die Käfighaltung zu protestieren? Allein - es ist die falsche Frage. Die richtige lautet: Warum darf Minister Seehofer mit seiner neuen Verordnung zur Käfighaltung - die zwar die Käfige größer macht, aber auch die Zahl der Hühner darin erhöht - auf diese Weise weiterhin Tierquälerei erlauben, und niemand juckts?
Seit fast einer Woche nun sitzen drei Aktivisten Tag und Nacht in so einem einen Meter hohen Käfig, dessen Ausmaße an eine klobige Kommode erinnern. Aufstehen ist unmöglich. Will einer die Füße ausstrecken, rammt er sie den anderen in den Bauch. Die drei nehmen keine feste Nahrung zu sich. Vermutlich ist das besser. Was soll unter solchen Bedingungen noch schmecken? Der Körper reagiert auf die Enge und fährt auf Sparflamme, wenn er nicht gar revoltiert. Eine Aktivistin musste den Selbstversuch aufgeben. Durchfall. Hätte es eines Beweises bedurft, hier ist er: Käfighaltung macht krank!
Mit seiner Käfigverordnung ist Seehofer vor den Hardlinern unter den Eierbaronen eingeknickt. So soll das ab 2012 geltende europaweite Verbot der Käfighaltung umgangen und Profit auf Kosten gequälter Hühner weiterhin garantiert werden. Das ist die eine Seite der schmutzigen Medaille. Die andere: Ein Aufschrei der Verbraucher ist nicht zu vernehmen. Auch daran erinnern die Hungerstreiker.
Ihre Aktion ist drastisch, der körperliche Einsatz hoch. Aber die Tierschützer müssen so weit gehen. Nur dann scheren sich Politik, Medien und Konsumenten vielleicht noch einen Dreck um das Thema.
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