Kommentar: Kritik zügig umsetzen
Chaos-Tage bei der S-Bahn. Wer trägt die Schuld daran? War es höhere Gewalt oder die Misswirtschaft des Utnernehmens? Der Senat will der S-Bahn nun die Gelder kürzen - zu Recht.
Der Senat hat viel zu lange Rücksicht auf die Deutsche Bahn genommen. Der Konzern betreibt in Berlin die S-Bahn und erhält dafür Steuergelder aus dem Landeshaushalt. Aber die Bahn liefert nicht wie vereinbart. Schon zu normalen Zeiten gibt es zu häufig Verspätungen, nach der Jahreswende folgte mit dem Schnee das große Chaos: Züge vielen zuhauf aus, einzelne Linien fuhren überhaupt nicht mehr, andere Züge kamen mit weniger Waggons als sonst. Drinnen drängten sich die Passagiere dicht an dicht. Und das gerade zu der Zeit, in der viele wegen der glatten Straßen vom Auto auf die S-Bahn umstiegen - keine gute Werbung für den öffentlichen Personennahverkehr.
War dieses Chaos wirklich höhere Gewalt, wie die Bahn meint? Natürlich hat auch die Bahn auf das Wetter keinen Einfluss. Aber auf ihre Infrastruktur. Und um die hat sie sich zuletzt zu wenig gekümmert. Zum Börsengang der Bahn musste das Unternehmen auf Profitabiltät getrimmt werden. Dafür verzichtet die Bahn auf dringend notwendige Investitionen, etwa in neue Fahrsperren, die verhindern sollen, dass Züge über rote Signale fahren. Die derzeit eingesetzten Sperren stammen noch aus den 20er-Jahren und führen immer wieder zu Problemen und zu Zugverspätungen. Zusätzlich spart die Bahn auch beim Personal auf den Bahnhöfen - das bedeutet noch weniger Informationen für die Fahrgäste.
Nicht zum ersten Mal redet der Senat darüber, dass die Bahn wegen der vielen Verspätungen und Zugausfälle weniger Geld erhalten soll. Nach den vergangenen Chaostagen aber scheint es diesmal ernst gemeint. Das ist längst überfällig. Wer sich ein Taxi bestellt, der zahlt schließlich auch nur dann, wenn es fährt. Dieses Prinzip muss auch für die S-Bahn gelten.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin