Kommentar: Mitreißende junge Linke
Ein Bündnis von SPD bis Antifa ruft zur Blockade der Berliner Nazi-Demos am 1. Mai.
Monatelang hatte die Berliner Innenpolitik nur noch ein Thema: die linksextreme Gewalt. Das war nicht falsch. Doch fast musste man fürchten, dass die steigende Zahl der Attacken aus dem rechten Spektrum kaum wahrgenommen wird. Umso mehr überrascht der deutlich formulierte Aufruf zur Blockade der Nazi-Demos am 1. Mai.
Die Erklärung steckt in der Organisationsstruktur: Das Bündnis "1. Mai Nazifrei" glänzt zwar mit großen Namen auf der Unterstützerliste. Getragen aber wird es durch den agilen Nachwuchs von SPD, Linken, Grünen und Gewerkschaften - und den einschlägigen Antifa-Gruppen. Bei der Jugend gibt es trotz aller Distanzierungs- und Abgrenzungsorgien der letzten Monate nur wenig Berührungsängste. Und zudem die Fähigkeit, die älteren Parteigänger zu begeistern. Nur dank dieser Kombination ist es möglich, dass ein Parlamentspräsident und Parteivorsitzende ihren Namen unter ein fast linksradikal klingendes Antifa-Papier setzen.
Sollten die älteren Linken nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf der Straße Seitan Seit mit der Antifa den Nazis im Weg stehen, könnte die Initiative sogar noch einen überraschenden Nebeneffekt haben. Die Rechtsextremen haben für den 1. Mai Dauerdemos bis spät in die Nacht angemeldet. Wer sie erfolgreich blockieren will, braucht einen langen Atem - und wird kaum Zeit haben für den Kreuzberger Krawall.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!