■ Kommentar: Spiel mit Kreuzen
Im Maxim Gorki Theater steht heute „Mein Kampf“ auf dem Programm. Das Theater des Westens zeigt „Piraten“, im Metropol gibt es den „Bettelstudent“ und in der Komischen Oper „Nuevas Cruzes“ – Neue Kreuze oder auch: erneutes Leid. Gerade so, als hätten sie es geahnt. Denn diese vier Theater stehen auf einer internen Abschußliste der Finanzverwaltung, die der Senat am Wochenende beraten will. 132,6 Millionen Mark jährlich könnte man sparen, heißt es. Was so natürlich nicht stimmt. Denn in den ersten Jahren spart man damit nichts: Abfindungen würden fällig, Verträge mit Gästen müßten bezahlt werden, und Betriebskosten fielen zunächst weiterhin an.
Nun ist diese Liste erst einmal eine Initiative aus dem Hause Fugmann-Heesing, die in der Koalition so kaum mehrheitsfähig sein dürfte. Zwar gibt es wenig Hemmungen, über Kultur anders zu sprechen als über Tütensuppen, aber vier Häuser auf einen Streich zu privatisieren ist – „Standortfaktor Kultur“! – einfach zuviel. Doch für Kultursenator Radunski gibt es keinen Grund, „relaxed“ in die Verhandlungen zu gehen. Denn seine eigenen Strukturvorschläge stießen bei den Kulturschaffenden bisher vor allem auf Kritik. Und sollte der Senat ihn zwingen, auch nur ein einziges dieser vier Theater zu schließen, muß er zurücktreten. Denn mit Amtsantritt hat Radunski sein Wort gegeben, die gesamte Kulturlandschaft zu erhalten. Petra Kohse
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