■ Kommentar: Raus aus Kuttula
Journalisten, die sich mit Kuttula befassen, haben derzeit schnell Gegendarstellungsklagen am Hals. Es scheint fast so, als ob nur die Spaltung in jene bleibt, die das Thema „anfassen“ und sich Ärger einhandeln, und jene, die an eine Intrige glauben und erstmal die Finger davon lassen.
Es gibt auch noch die Möglichkeit, einer der großzügigen Einladungen nach Finnland zu folgen und sich selbst „vor Ort ein Bild zu machen“. Dies birgt aber das Risiko, hernach als Kronzeuge für intakte Zustände genannt zu werden. Noch soviel investigatives Talent kann nicht verhindern, daß die Jugendlichen dort vor angemeldeten Besuchen unter Druck gesetzt werden. So gesehen, gebührt auch einem Wissenschaftler Nachsicht, der sagt, er kann nicht versichern, daß er die Wahrheit berichtet.
Aber es bleibt die Kritik an einer Unterbringung, die soweit weg ist, daß Mitarbeiter der Heimaufsicht keine Stippvisiten dorthin unternehmen können. Ein Heim, das so abgelegen ist, daß Kinder, die wegrennen wollen, sich in Gefahr begeben.
Und es bleiben mindestens zwei Hypothesen. A: Kuttula ist eine gute Einrichtung, die eine schwere pädagogische Arbeit macht und von interessierter Seite durch eine Kampagne zu Unrecht verunglimpft wird. B: Die Zustände in Kuttula sind tatsächlich schlimm, die Kinder werden dort gequält, ihre physische und psychische Unversehrtheit gefährdet.
Da nun offenbar B nicht widerlegt ist, gibt es nun C die Möglichkeit, solange zu warten, bis B bewiesen ist oder D, alle Hamburger Kinder vorläufig dort wegzuholen.
Das Risiko, daß Kuttulas „guter Ruf“ zu Unrecht diskreditiert wird, scheint wesentlich vertretbarer als das Risiko, daß - falls die Vorwürfe der ehemaligen Kuttula-Kids stimmen - dort weiter Jugendliche gequält werden. Kaija Kutter
Siehe Bericht Seite 30
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