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KommentarVertrauensbruch

■ Die Kammer verdient kein Vertrauen

13,5 Millionen Mark beträgt das Beitragsaufkommen der Angestellten für ihre Kammer jedes Jahr. DGB-Gewerkschafter als Mehrheit im Aufsichtsgremium „Vollversammlung“ und DAG-Minderheit als Opposition - sie hat die Wahl im November 1993 verloren - verwalten es gemeinsam. „Vertrauensbruch“ warf die Kammer-Präsidentein Irmtrud Gläser (DGB) gestern der DAG-Opposition vor, „ich weiß nicht, wie wir in den nächsten sechs Jahren mit der DAG zusammenarbeiten sollen“. Sie sei „richtig empört“.

Die DAG hat seit nun bald drei Jahren keine Gelegenheit ausgelassen, die zahlenden Angestellten über Kammer-interna zu informieren. „Reiner Wahlkampf“, wurde der DAG vorgehalten. Nun ist die Wahl vorbei, die DAG läßt nicht locker - und Scheibchen für Scheibchen ergibt sich, daß sie zu Recht „Skandal“ schrie. Eine Gewerkschaftsvertreterin, die das als „Vertrauensbruch“ brandmarkt, hat das Einmaleins demokratischer Strukturen nicht verstanden.

Vielleicht meint sie dies: Die Kammer-Strukturen sind vom Gesetzgeber nicht demokratisch gedacht, verlangen also bremische Mauschelei. Nur in diesem undurchsichtigen Gestrüpp, das das Vertrauen der Beitragszahler niemals verdient, können sich die Gewerkschaftsapparate bedienen - solange keine Opposition aufpaßt. FDP und Grüne wollen das Kammer-Gesetz deshalb ändern. Dies scheitert allein an der SPD in der Bürgerschaft. Klaus Wolschner

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