Kommentar: Nölle unverzichtbar
■ Der Spitzenmann wird kleingehalten
Was für eine Aufregung bei der CDU! Kaum erscheint ein Gerüchte-Text über eine mögliche Ablösung von Ulrich Nölle in der Zeitung, schon laufen die ChristdemokratInnen Amok. Es hagelt dermaßen aufgeregte Dementis, daß noch dem Letzten klar wird, daß doch was dran ist an der Geschichte.
Das Grummeln gegen Ulrich Nölle in den eigenen Reihen ist nicht zu überhören. Der Mann sei eben doch kein Politiker, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Er sei zu weich, und das kann man sich gerade als Finanzsenator nicht erlauben. Er lasse sich immer wieder von Henning Scherf einwickeln. Wo also bleibt das scharfe CDU-Profil beim CDU-Spitzenmann? Und intern hat er sowieso kaum etwas zu melden. Als Nölle nach der Wahl gegen den großen CDU-Zampano Neumann stänkerte, weil der sich von Bonn aus immer wieder einmischte, und der wiederum den frischgebackenen Senator und Bürgermeister vor der Fraktion zur Rede stellte, da gab es in der großen weiten CDU niemanden, der für Nölle geredet hätte.
Was also passiert gerade? Nicht mehr, als daß Nölle von den Polit-Profis immer wieder zurückgestutzt wird. Wie gehabt. Aber loswerden will ihn offenbar niemand. Aus gutem Grund. Nölle ist für die CDU unverzichtbar. Weit und breit ist niemand in Sicht, der auch nur im entferntesten an seine Popularität heranreichen würde. Daher: Nölle bleibt. Wetten werden angenommen. Jochen Grabler
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