Kommentar: Unlauterer Wucher
■ Sündhaft teurer Hanf turnt gar nicht
Vom Angucken ist noch keiner süchtig geworden. Sollte man eigentlich meinen – muß man aber nicht, wie wir jetzt lernen dürfen. Schließlich versucht die Polizei in Bremen und umzu derzeit Topfpflänzchen der Marke Hanf zu verhaften. Dann kann das siebenfingrige Grünzeug doch wohl nicht so unschuldig sein, wie es den Anschein hat.
Sollte man eigentlich meinen – muß man aber nicht. Denn daß die Polizei gerne alles in Handschellen legt, was irgendwie suspekt aussieht, das wissen wir spätestens seit den Bremer Chaostagen. So wie es damals kein Chaos gab, so ist auch von dem EU-zertifizierten Hanfplagiat keinerlei Rausch zu erwarten. Bunte Haare, gezackte Blätterhand – alles nur ein Produkt der Mode. Die Polizei wird trotzdem aktiv, sie hat ja sonst nichts zu tun.
Dabei gäbe es durchaus noch Aufgaben für die allzeit wachsamen Männer in der grünen Uniform. Es gilt zum Beispiel dringend, unlauterem Wettbewerb in Tateinheit mit Wucher und arglistiger Täuschung Einhalt zu gebieten. Wo es sowas gibt? Mitten im Bremer Steintor. Da bietet ein „Hanfladen“ mickeriges Wuchergras in Plastiktöpfchen an – für ungeheure 20 Mark. Das Zeug sieht aus wie Hanf, turnt aber kein bißchen. Gut so, Polizei! Du bist den richtigen Tätern auf den Fersen. Nur den Anlaß hast Du völlig falsch gewählt. Dirk Asendorpf
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