Kommentar: Machtkampf
■ Mercedes streikt, es geht's ums Ganze
Ausgerechnet die Limousinen der C-Klasse werden heute in Bremen nicht zusammengebaut. Und das, obwohl sich Werksleitung und Betriebsrat eigentlich einig sind. Aber der Daimler-Konzern wird von oben regiert, und das bringt eine symbolische Überhöhung in die Auseinandersetzung: Die IG Metall sagt dem Daimler den Kampf an. Was, wenn die Konzerspitze zum Nachgeben gezwungen wird? Aber wieviel Verluste in ihrem lukrativen PKW-Bereich kann sich der Konzern leisten? Die Konzernspitze hat sich möglicherweise nicht genauer erklären lassen, wie das öffentliche Vorpreschen in den Autowerken ankommen würde. Vielleicht hat man aber auch darauf spekuliert, daß die „Friedenspflicht“ gilt, das heißt: Wer zwei Stunden früher abstempelt und geht, hat am Monatsende weniger Lohn auf dem Konto. Wie lange werden die gutverdienenden Mercedes-Beschäftigten dieses Opfer bringen und durchhalten?
Letztlich geht es auch darum, ob die Bonner Koalition ihren Kurs politisch durchhält. Denn daß die Krankenkassen bei denen, die es hart getroffen hat und die mehr als sechs Wochen krank geschrieben sind, zehn weitere Prozentpunkte Lohnabstrich machen sollen, das haben – mangels Zuständigkeit – die Gewerkschaften nicht im Visier. Dieser Teil des „Spar“-Paketes zeigt krasser als alles andere, wie perfide die Intention des Gesetzgebers ist.
Klaus Wolschner
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