■ Kommentar: Geschichte ist Luxus
Die Pläne des Senats, das Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ entgegen allen Zusagen ins nächste Jahrtausend zu verschieben, bedeutet einen Schritt mehr in die Erinnerungslosigkeit der Stadt. Daß ausgerechnet mit dem Sparfallbeil das Gedenken exekutiert werden soll, zeugt dabei von einer fast schon skrupellosen Haltung gegenüber der Geschichte, zu der man sich wohl nur in Luxuszeiten bekennen will. Wird es knapp im Haushaltssäckel, schiebt man sie einfach beiseite – und vergißt sie. Doch die Erinnerungen an die in den Gestapokellern Ermordeten lassen sich nicht gegen Geld aufwiegen. Tut man es doch, sind dies untrügliche Zeichen für die Geringschätzung der Vergangenheit und deren Opfer. Darüber hinaus hat es den Anschein, daß der Senat sich jetzt die Position der CDU-Rechten zu eigen macht, die schon immmer die Topographie des Terrors an der Wilhelmstraße kippen wollten, weil das mißliebige Gelände wie ein Pfahl im Fleisch der neuen Hauptstadt sitzt. Finstere Zeiten neben Jubelempfängen in Regierungsbauten passen schlecht ins Bild vom neuen Deutschland. Rolf Lautenschläger
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