Kommentar: Etikettenschwindel
■ Zukunftspläne aus Ratlosigkeit geboren
Bremens Wirtschaftsförderer sind nicht zu beneiden: Wenn von größeren Unternehmen am Orte die Rede ist, sind es meist schlechte Nachrichten. Wenn Betriebe sich neu ansiedeln, kommen sie meist aus der Region und unterscheiden sich kaum von zwei Dritteln der Wirtschaftsförder-Fälle in den engen Landsgrenzen: Modernisierung und Rationalisierung ist manchmal mit einem kleinen Standortwechsel verbunden. Die Wirtschaftskraft der Region wird so erhalten, immerhin, gestärkt wird sie nicht. Neue Flächen werden dafür benötigt; die Zahl der Gewerbebrachen, die jahrelang nicht zu vermarkten sind, wächst gleichzeit aber erschreckend.
Wenn man den streng vertraulichen „Entwurf eines integrierten Flächenprogramms“ liest, dann wähnt man sich in einer anderen Welt. 2.000 Kleingärtner auf dem Stadtwerder – weg müssen sie. Naturschutz im Hollerland – ein idealistischer Träumer, wer dran geglaubt hat. Gemeinsame Landesplanung mit den Umlandgemeinden – ein Thema für zahnlos lächelnde Präsidenten und schöne Sonntagsreden. Die Rücksichtslosigkeit, mit der die Stadtentwicklung vorausgeplant wird, ist bemerkenswert. Wenn man dazu bedenkt, daß 90 Prozent der Flächen aus dem letzten IFP von 1993 bisher nicht gebraucht, d.h. nicht verkauft wurden, merkt man die Absicht: Da wird tiefe Ratlosigkeit mit schwindelerregend großen Etiketten überspielt. Klaus Wolschner
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