■ Kommentar: Pleitestrudel
Heißa, da dreht sich das Personenkarussell. Bei der Bankgesellschaft Berlin schmissen innerhalb von zwei Tagen vier Manager das Handtuch. Die Aktienhändler an den Börsen finden das gut. Nachdem die Aktie seit Januar 1996 ein Drittel ihres Wertes verloren hatte, stieg der Kurs gestern wieder an. Dem neuen Vorstandssprecher Wolfgang Rupf scheint zu gelingen, was er beabsichtigt: ein Signal für eine neue Epoche bei der Bank.
Ob das klappt, muß sich erst zeigen. Denn der drohende Verlust von Krediten in Höhe von 2,2 Milliarden Mark wurde nur zum Teil durch die Schusseligkeit der BankerInnen und ihre Spendierfreude für wackelige Konzerne verursacht. Schließlich hat die Bank ihr wichtigstes Betätigungsfeld in Ostdeutschland. Dort aber nehmen die Konkurse von Jahr zu Jahr zu. Allein zwischen Januar und September 1996 gingen in Berlin und Brandenburg rund 2.500 Unternehmen pleite. Ein Jahr zuvor waren es 500 weniger. Oft läßt sich die bevorstehende Pleite nicht voraussehen. Das kostet alle Institute Geld, nicht nur die Bankgesellschaft. Sie aber gerät durch die Deindustrialisierung und den Niedergang östlich der Elbe besonders ins Trudeln. Hannes Koch
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