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■ KommentarBlick in die Röhre

Dem Prälat an der Hauptstraße kann nichts Besseres passieren als die Begegnung mit der Abrißbirne. Häßlich ist die betongraue Ballburg allemal. Seit Jahren gammelt sie vor sich hin, steht leer und wird von den Eigentümern als Spekulationsobjekt mißbraucht. Für den Bezirk bildet das Areal eine terra incognita. Denn Pläne für eine Kita oder Grünflächen drangen nicht durch. Immerhin schafften es die Schöneberger, dort kein Bürohochhaus, keinen Hotelkomplex oder McDonald's samt unsäglichem Supermarkt im Kellergeschoß zuzulassen. Die Pläne der Investoren waren einfach zu schlecht.

Die Idee, den Prälat in ein Multiplex-Kino zu verwandeln, ist auch nicht viel klüger. Ein zusätzliches Großkino auf der jetzt schon irrsinnigen Skala von 33 geplanten Multiplexen in der Stadt bedeutet für jeden Betreiber ein unkalkulierbares wirtschaftliches Risiko. Mehr als einmal pro Tag kann unsereins nicht ins Kino gehen – und selbst dann müßten sich die Besucherzahlen in Berlin verzehnfachen, damit sich der Multiplexwahn rechnet. Zugleich wäre der Prälat-Palast schon darum überflüssig, befinden sich nur einen Steinwurf entfernt das Odeon, das Xenon, der Notausgang und das Titania mit sechs Sälen. Diese Lichtspielhäuser zu verdrängen, ist eine Sache. Gegen die Kinos zu bestehen, eine andere, fast unmögliche. Dem neuen Prälat droht darum das gleiche Schicksal wie dem alten. Er ist zum Leerstand verurteilt. Und der Bezirk guckt, statt auf eine Leinwand, in die Röhre. Rolf Lautenschläger

Bericht Seite 22

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