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KommentarAbkühlung

■ Die Eröffnung der Notfallambulanz ist Trostpflaster und kleiner Etappensieg

Während des Tauziehens um die Schließung ist das Hafenkrankenhaus manches Mal zur Nervenklinik geworden. Wer hält länger durch und an seiner Überzeugung fest? Der Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK), der die Notfallambulanz in der liquidierten Kiezklinik so lange nicht eröffnen wollte, wie die Besetzung anhält? Oder die Stadtteil-AktivistInnen, die den Kampf um den Erhalt „ihres“Krankenhauses nicht ohne konkrete Zusagen für ein Gesundheitszentrum aufgeben wollten?

Schlußendlich mußten beide Seiten eine bittere Pille schlucken. Die Besetzung wurde abgebrochen, ohne daß feststeht, ob aus dem Hafenkrankenhaus tatsächlich mehr wird als eine „Heftpflasterambulanz“. Und der LBK eröffnete zähneknirschend die Ambulanz, ohne daß er die Initiative „Ein Stadtteil steht auf“aus dem Klinikkom-plex verbannen konnte.

Die Sorgen des medizinischen Personals und des Stadtteils, daß die in dieser Form unrentable Ambulanz nach den Wahlen dichtgemacht wird, sind ebenso berechtigt wie die Befürchtung des LBK, daß in und um die Kiezklinik noch lange keine Ruhe einkehrt.

Nur der Senat ist fein raus. Sein an Bundeskanzler Kohl orientiertes Konzept – im Zweifelsfall Aussitzen – ist aufgegangen. Mit mäßigenden Worten wurde der kochende Stadtteil abgekühlt. Eine breite Protestwelle ist vorläufig nicht zu erwarten.

Dennoch ist auch die mickrige Notfallambulanz ein, wenn auch kleiner, Etappensieg. Allerdings nur dann, wenn es sich nicht als Hafenkrankenhaus-Begräbnis mit Trostpflaster entpuppt. Silke Mertins

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