Kommentar: Deutlich undeutlich
■ CDU-Politik zwischen den Zeilen
Das Signal auf dem CDU-Landesparteitag war deutlich: „Gestritten haben wir genug, jetzt müssen wir Geschlossenheit demonstrieren.“Trotzdem wurde zwischen den Zeilen eine Menge verraten: Wirtschaftssenator Perschau, der in den Startlöchern steht, um Ulrich Nölle als Spitzenkandidaten abzulösen, wurde von Landeschef Neumann mit einem „Lob“bedacht, über das sich allenfalls ein Bremerhavener Wirtschaftsdezernent freuen würde. Dagegen lobte Neumann Finanzsenator Nölle überschwenglich. Ist Neumann von Perschau enttäuscht? Will er den ehrgeizigen Politiker bremsen? Die Mittelstandsvereinigung hat auf dem Parteitag jedenfalls einen deutlich hörbaren Warnschuß in Richtung Perschaus abgegeben: Die Bilanz der „Offensive Mittelstand“– eine Idee von Neumann - soll Ende 1998 vorgelegt werden. Dann werde „hoffentlich eine positive Bilanz zu ziehen“sein „aus dem Umstand, daß das Wirtschaftsressort durch die CDU besetzt ist.“Sicher ist man sich also nicht. Die Lobeshymnen könnten aber auch Taktik gewesen sein, um Nölle in Sicherheit zu wiegen. Vielleicht versucht Neumann auf diese Weise zu verschleiern, daß er seinen Kumpel Perschau doch noch zum Spitzenkandidaten machen will? Leichter zu interpretieren ist der Schuß in Richtung Baltes. Er hat es nicht geschafft, die rot-grüne Verwaltung in den Griff zu bekommen. Er soll weg. Schulte - das Opfer eines unfähigen Staatsrates - darf bleiben. Kerstin Schneider
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