piwik no script img

KommentarSetzen, vier minus

■ Wie die GEW die gute Idee Altersteilzeit zu Tode verpackt

Geradezu rührend, wie die Lehrergewerkschaft GEW dem Senat „ein Verhandlungsangebot“macht. Getarnt mit dem Mäntelchen der Kooperationsbereitschaft zückt sie ihr Konzept zur Altersteilzeit und gebärdet sich, als sei dem Senat nichts wichtiger, als Vergreisung und Arbeitslosigkeit des Schulpersonals zu verhindern. Dafür, glaubt die GEW offenbar, verpflichte sich der Senat gerne, neue LehrerInnen einzustellen.

Vielleicht sollte er das. Natürlich wäre es SchülerInnen und LehrerInnen dienlich, wenn keine 60jährigen in ersten Klassen unterrichteten. Von weniger Arbeitslosen nicht zu reden. Wer wollte da noch widersprechen? Note eins in Theorie.

Wenn es aber an die Praxis geht, hat die Gewerkschaft zwei linke Hände. Die GEW verpackt ihr grundsätzlich sinnvolles Konzept zur Altersteilzeit so ungeschickt, daß die Schulbehörde es nur ablehnen kann. Das Modell an neue Stellen zu koppeln, ist ein unangebrachter Versuch, das bisherige Profil der Gewerkschaft zu wahren.

Schließlich hat man bisher tapfer vollen Lohnausgleich für weniger Arbeit gefordert. Was sollen da die Mitglieder denken, wenn plötzlich GenossInnen bei Teilzeitarbeit auf ein Drittel ihres Lohns verzichten? Ein Ausgleich muß her: 1200 neue Jobs.

Da hilft es nicht, daß die GEW tut, als habe sie mit der Altersteilzeit einen Blumentopf im internen Beweglichkeitswettbewerb gewonnen. Das Konzept plus Neueinstellungen mag für sie revolutionär sein – finanzierbar ist es nicht: Thema verfehlt, setzen, vier minus.

Judith Weber

Bericht Seite 18

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen